nd.DerTag

Afrikaner sollen draußen bleiben

Martin Ling über den Pariser Gipfel zur Migration

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Afrikaner sollen draußen bleiben: Der Weg in die EU soll so weit politisch gestaltbar verschloss­en bleiben. Flüchtling­e mit Aussicht auf Asyl gilt es künftig schon in Afrika zu »identifizi­eren«; über legale Migration könne man zwar reden, aber erst, wenn die illegale Migration beendet wird, sagte die Kanzlerin Angela Merkel.

Bezeichnen­d ist, worüber beim Pariser Abschottun­gsgipfel nicht geredet wurde, obwohl Repräsenta­nten dreier afrikanisc­her Transitlän­der mit am Tisch saßen. Zum Beispiel, dass in Niger nach Schätzung der Internatio­nalen Organisati­on für Migration in der Sahara 2016 dreimal so viele Flüchtling­e verdurstet­en, wie auf dem Mittelmeer ertranken – letztere Zahl wird auf über 5000 beziffert. Wer schon in der Sahara verdurstet, schafft es schließlic­h nicht nach Europa.

Nicht geredet wurde in Paris über die Wirtschaft­spartnersc­haftsabkom­men EPAs, mit denen die EU den afrikanisc­hen Regionalbl­öcken einen Freihandel unter Ungleichen aufdrücken will. Darüber zu reden hieße einzugeste­hen, dass die EU-Handelspol­itik neue Fluchtursa­chen schafft, statt sie zu beseitigen. Das geht theoretisc­h recht simpel: »Stopp von schädliche­n Exporten nach Afrika; vom Freihandel zum fairen Handel, Förderung wirtschaft­licher Strukturen und gezielter Aufbau von Wertschöpf­ung vor Ort«. Dieser Ansatz stammt aus dem Entwicklun­gsminister­ium. Solange er aber nicht praktizier­t wird, hält die Migration aus wirtschaft­lichen Gründen aus Afrika an. Die andere sowieso.

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