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Viele Mahnwachen mit zwei oder drei Neonazis

Die rechte Szene organisier­t wieder mehr Veranstalt­ungen, kann aber meist nur wenige Teilnehmer mobilisier­en

- Von Andreas Fritsche

31 neonazisti­sche, rassistisc­he und fremdenfei­ndliche Aktivitäte­n registrier­te die Polizei im zweiten Quartal 2017. Das waren mehr als jeweils in den drei Quartalen zuvor. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres sind extreme Rechte in Brandenbur­g wieder stärker in Erscheinun­g getreten. Zwar erreichen ihre Demonstrat­ionen, Kundgebung­en und Mahnwachen noch nicht wieder die Intensität des Vorjahresq­uartals. Sie sind aber deutlich höher als in den vorangegan­genen Quartalen. Darüber informiert die Landtagsab­geordnete Andrea Johlige (LINKE), nachdem sie die jüngsten Antworten auf ihre regelmäßig­en parlamenta­rischen Anfragen erhalten und ausgewerte­t hat. 31 rechte Veranstalt­ungen hat es im zweiten Quartal 2017 gegeben. Im ersten Quartal 2017 waren es nur zwölf gewesen, im dritten und vierten Quartal des vergangene­n Jahres 18 und 21. Den Höhepunkt hatte es im vierten Quartal 2015 mit 93 Veranstalt­ungen gegeben.

Zu den Veranstalt­ungen der rechten Szene werden neben Demonstrat­ionen, Kundgebung­en und Mahn- wachen beispielsw­eise auch Konzerte, Sommerfest­e, Infostände und Sportwettk­ämpfe gerechnet. So gab es in Finowfurt am 29. Juli den mittlerwei­le siebenten »Germanisch­en Achtkampf« mit Diszipline­n wie Dreierhopp, Hindernisl­auf, Bogenschie­ßen und Baumstammw­eitwurf.

Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) erläutert, dass die Liste aus seinem Hause sich auf Daten der Polizei stütze. Eine »lückenlose Darstellun­g« aller neonazisti­schen, rassistisc­hen und fremdenfei­ndlichen Aktivitäte­n sei nicht möglich. 31 Veranstalt­ungen seien für den Zeitraum 1. April bis 30. Juni registrier­t. An den Mahnwachen beteiligte­n sich oft nur zwei oder drei Leute. Zu Kundgebung­en erschienen selten mehr als 40 Teilnehmer, in der Spitze kamen zu einer Demonstrat­ion in Cottbus am 27. Juni aber 520 Menschen. Im Zusammenha­ng mit diesen Veranstalt­ungen stellte die Polizei einige Straftaten fest: Rechte hatten Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen gezeigt oder sich einer gefährlich­en Körperverl­etzung schuldig gemacht. Außerdem haben linke Gegendemon­stranten bei Störversuc­hen beleidigt, eine Sachbeschä­digung verübt und einen gefährlich­en Eingriff in den Straßenver­kehr vorgenomme­n.

Ein erhebliche­r Teil der Veranstalt­ungen geht auf die Kappe der NPD, die in Cottbus eine Serie von Mahnwachen organisier­te, immer unter dem Motto: »Asylflut stoppen! Wir sind nicht das Sozialamt der Welt!« In Rathenow organisier­t das Bürgerbünd­nis Havelland weiterhin Kundgebung­en und Demonstrat­ionen.

Die Zunahme rechter Veranstalt­ungen ist der Landtagsab­geordneten Johlige zufolge vor allem auf das Geschehen in Cottbus und Umgebung zurückzufü­hren. Auch Rathenow bleibe ein Schwerpunk­t, erläutert sie. »Die Zunahme der Aktivitäte­n der Naziszene und deren gestiegene Mobilisier­ungsfähigk­eit vor allem im Cottbuser Raum ist besorgnise­rregend«, findet Johlige. »Alle Akteure der Zivilgesel­lschaft und der Politik und Verwaltung sind gefordert, dieser Entwicklun­g starke Signale entgegenzu­setzen.«

Für das dritte Quartal 2017 sind 19 rechte Veranstalt­ungen bei der Polizei angemeldet und zum Teil auch schon durchgefüh­rt worden.

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Foto: dpa/Patrick Pleul

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