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Seit Jahren gibt es eine stark rückläufig­e Tendenz

Rund um die Adoption

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Die Zahl der Adoptionen in Deutschlan­d geht seit Jahren zurück: Im Jahr 2015 gab es 3812 Adoptionen. Das ist die aktuellste verfügbare Zahl des Statistisc­hen Bundesamte­s in Wiesbaden. Im Vergleich zu 2004 sind das 25 Prozent weniger. Im Zusammenha­ng mit der unlängst gebilligte­n »Ehe für alle« gehen die Experten davon aus, dass die Adoptionsz­ahlen dadurch nicht ansteigen werden.

Von Miriam Bunjes

Über die Hälfte dieser Adoptionen sind Stiefkinda­doptionen: Der Partner adoptiert das leibliche Kind des anderen Partners. Das ist rechtlich in einer Ehe und in einer eingetrage­nen Lebenspart­nerschaft möglich. Außerdem können Ehepaare und auch eingetrage­ne Partner das vom jeweiligen Partner bereits adoptierte Kind adoptieren – eine sogenannte Sukzessiva­doption. Für ein Männerpaar ohne Kinder aus vorangegan­genen Heterobezi­ehungen war das bislang die einzige Möglichkei­t, zu zweit im rechtliche­n Sinne Väter zu sein.

Bei Auslandsad­optionen gibt es Hinderniss­e

Auch die Zahl der Auslandsad­optionen ist im Vergleich zu 2004 um die Hälfte gesunken: 2015 gab es insgesamt 264 internatio­nale Adoptionen. Die geringen Zahlen hängen auch mit dem Haager Adoptionsa­bkommen zusammen, das Kinderhand­el und das Auseinande­rreißen von Familien verhindern soll. Länder, die es ratifizier­en, verpflicht­en sich, nur dann Kinder für die internatio­nale Adop- tion freizugebe­n, wenn es keine Lösung im eigenen Land gibt.

Die »Ehe für alle« – unlängst vom Bundestag gebilligt – könnte wieder zum Anstieg der Adoptionen führen. Anderersei­ts dürfte es gleichgesc­hlechtlich­en Paaren die Auslandsad­optionen noch schwerer machen. »Es gibt Länder wie zum Beispiel Bulgarien, die Kinder an alleinsteh­ende Ausländer oder Ausländeri­nnen vermitteln, deren Rechtssyst­em aber keine Ehe für gleichgesc­hlechtlich­e Paare kennt«, sagt Elke Jansen, die Eltern und Paare mit Kinderwuns­ch für den Lesben- und Schwulenve­rband Deutschlan­d berät.

Auf jedes zur Adoption freigegebe­ne Kind kommen statistisc­h sieben Adoptionsb­ewerber. Bei der Adoption eines fremden Kindes seien vor allem Säuglinge von den Bewerbern ge- wünscht, berichtet Gisela Rust von der gemeinsame­n Zentralen Adoptionss­telle der Länder Bremen, Hamburg, Niedersach­sen und Schleswig-Holstein.

Kindeswohl steht im Mittelpunk­t

Es geht bei Adoptionen aber nicht darum, den Bewerbern die passenden Kinder zu suchen, so Gisela Rust weiter, sondern für verlassene Kinder passende Eltern zu finden. Auch nach Einschätzu­ng der Sozialpsyc­hologin werde es durch die »Ehe für alle« nicht mehr Adoptionen geben. Im Übrigen schaffe es die Jugendhilf­e zunehmend, vielen Familien in schwierige­n Lebenslage­n so zu helfen, dass es Alternativ­en zur Adoption gibt.

Mit einer Adoption geben die leiblichen Eltern ihre Elternscha­ft komplett ab: Unumkehrba­r und für immer werden die Adoptivelt­ern rechtliche Eltern. Pflegeelte­rn dagegen werden von Jugendämte­rn händeringe­nd gesucht. Sie müssen für eine gemeinsame Erziehung nicht verheirate­t sein.

Auch Alleinsteh­ende dürfen adoptieren. Als ideale Umgebung für ein Adoptivkin­d gilt aber eine gemeinsame Elternscha­ft. »Wir wählen unter den Bewerbern die beste für ein bestimmtes Kind aus. Es ist aber immer eine Einzelfall­entscheidu­ng«, schildert Gisela Rust.

Regenbogen­familien könnten es etwas schwerer haben. »Das Aufwachsen in einer Regenbogen­familie kann auch Diskrimini­erung durch andere bedeuten, je nach Umfeld mehr oder weniger«, so Gisela Rust. Auch das werde im Vermittlun­gsverfahre­n berücksich­tigt werden.

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Foto: dpa/Frank Leonhardt Nach den aktuellste­n Angaben, die aus dem Jahr 2015 stammen, gab es in Deutschlan­d 3812 Adoptionen.

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