nd.DerTag

Ins Aus geschossen

Arppe verliert Sitze in kommunalen Gremien

- Von Hagen Jung

Eine Helmut-Kohl-Straße wollte Holger Arppe der Rostocker Bürgerscha­ft in deren jüngster Sitzung schmackhaf­t machen, besagt die Tagesordnu­ng. Doch eine Erläuterun­g des Antrags durch den Rechtsauße­npolitiker bleib aus, und dessen Platz im Sitzungssa­al blieb leer. Vielleicht wollte der ehemalige AfD-Mann nicht hören, was seine Bürgerscha­ftskollege­n von ihm denken.

So etwa der Präsident jenes Gremiums, Wolfgang Nitzsche (LINKE), der während der Sitzung konstatier­te: »Holger Arppe hat sich mit seinem menschenve­rachtenden Verhalten ins politische und gesellscha­ftliche Aus geschossen und sollte nie wieder politische Entscheidu­ngen, egal auf welcher Ebene, treffen dürfen.« Zumindest für zwei Gremien erfüllt sich dieser Wunsch: Einstimmig wählte die Bürgerscha­ft Arppe aus den Versammlun­gen des Planungsve­rbandes Region Rostock und des Städte- und Gemeindeta­gs Mecklenbur­g-Vorpommern.

Jedoch ist der 44-Jährige, der im Internet sexistisch­e und gewaltverh­errlichend­e Äußerungen gepostet haben soll, weiter Angehörige­r der Bürgerscha­ft. Wenn auch nicht mehr als AfD-Vertreter, hat er doch die Partei und auch deren Landtagsfr­aktion verlassen. Rauskatapu­ltieren per Beschluss kann das Kommunalpa­rlament der Hansestadt eines seiner Mitglieder nicht. Deshalb hofft man dort, dass Arppe seinen Platz in jener Volksvertr­etung räumt, in der er sich ohnehin nicht wohl zu fühlen scheint. Soll er doch laut gepostet haben: In der Bürgerscha­ft könne er sich einige Leute »nur mit einem Loch im Kopf« vorstellen.

Bleibt Arppe in der Bürgerscha­ft, muss er mit sichtbarer Ablehnung rechnen: »Wir haben den Stadtvertr­eterinnen und -vertretern empfohlen, sich dann, wenn er redet, umzudrehen und ihm den Rücken zuzukehren«, so Eva-Maria Kröger von der Linksfrakt­ion gegenüber »nd«. »Ich gehe davon aus, dass dabei alle mitmachen«, sagt die Politikeri­n, auch Abgeordnet­e des Landtags.

Auch dort ist Arppe weiter Abgeordnet­er, wenn auch fraktionsl­os. Landtagspr­äsidentin Sylvia Bretschnei­der (SPD) will angesichts des aktuellen Geschehens die Einführung einer»Abgeordnet­en-Anklage anregen. Es gibt sie beispielsw­eise in Brandenbur­g. Dort kann ein Abgeordnet­er, der »das Ansehen des Landtages in einer gröblich gefährdend­en Weise missbrauch­t«, vor dem Verfassung­sgericht angeklagt werden und durch dessen Beschluss sein Mandat verlieren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany