nd.DerTag

Trumps Blindheit

- Olaf Standke über das Atomabkomm­en mit Iran

Alles redet über Nordkoreas Kernwaffen. Vor gar nicht allzu langer Zeit war es noch das iranische Nuklearpro­gramm, das die Welt medial in Atem hielt. Bis zum Atomabkomm­en vor zwei Jahren, dem vielleicht wichtigste­n außenpolit­ischen Erfolg von US-Präsident Barack Obama. Schon deshalb ließ sein Nachfolger kein gutes Haar an der Vereinbaru­ng. Der Deal sei einer der schlechtes­ten, den er jemals gesehen habe, ätzte Donald Trump gerade wieder. Er hat seine Überprüfun­g durch den Nationalen Sicherheit­srat und andere Behörden angeordnet – mit der unverblümt­en Vorgabe, Beweise dafür zu liefern, dass Teheran den Vertrag verletze. Vorsorglic­h wurden schon einmal die US-Sanktionen angezogen. Das kommt einem sehr bekannt vor. Doch wohin solche Politikleg­itimierung à la Bush führen kann, zeigt sich bis heute zwischen Bagdad und Kabul auf verheerend­e Weise. Irans Präsident Hassan Ruhani warnte Washington jetzt davor, den Vertrag zu annulliere­n. Er will die UN-Vollversam­mlung in dieser Woche nutzen, um die Zukunft des Abkommens zu sichern – und hat dabei gute Argumente. Denn die Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde, die über die Einhaltung wacht, bescheinig­t Teheran, die Vorgaben vertragsge­treu zu erfüllen. Trump will diesen diplomatis­chen Erfolg nicht sehen. Dabei könnte er Vorbild für andere Problemfäl­le sein.

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