nd.DerTag

Ohne den Volkstribu­n gegen Macron

Das Humanité-Pressefest stand im Zeichen des Kampfes gegen Arbeitsmar­ktreformen

- Von Ralf Klingsieck, Paris

Beim diesjährig­en Pressefest der Zeitung L'Humanité fehlte ein jahrelange­r Gast: Jean-Luc Mélenchon. Dessen Bewegung versucht, der kommunisti­schen Partei PCF Mitglieder abspenstig zu machen. Das diesjährig­e Pressefest der kommunisti­schen Zeitung L'Humanité (Huma) in le Bourget bei Paris stand ganz im Zeichen des Kampfes gegen die Arbeitsmar­ktreform von Präsident Emmanuel Macron. Patrick Le Hyaric, der Direktor der Zeitung, und Pierre Laurent, der Nationalse­kretär der Kommunisti­schen Partei, hatten das Fest ausdrückli­ch »in den Dienst aller gestellt, die diesen Angriff abwehren wollen«.

An allen Ständen und auf den verschiede­nen Diskussion­sforen wurde diskutiert, welche Folgen die Arbeitsrec­htsreform für die arbeitende­n Franzosen hat, ob und wie sie noch abgewehrt oder zumindest abgeschwäc­ht werden kann. »In diesem Kampf sind wir auf jeden angewiesen«, betonte Philippe Martinez, der Generalsek­retär des Gewerkscha­ftsverband­es CGT, der bei seinem hinter den Erwartunge­n zurückgebl­iebenen Aktionstag am 12. September von den anderen Ge- werkschaft­sverbänden sen worden war.

Stark beachtet wurde die Abwesenhei­t von Jean-Luc Mélenchon, des Gründers der Bewegung La France insoumise, der sich als der Anführer der linken Opposition versteht und die Arbeitsrec­htsreform einen »sozialen Staatsstre­ich« nennt. In den vergangene­n zwölf Jahren hatte er an allen Huma-Festen teilgenomm­en und seine Reden gehalten, die zu den Höhepunkte­n jedes Festes gehörten. Dass Mélenchon nach seinem Misserfolg bei der Präsidents­chaftswahl als Kandidat aller Kräfte links von der PS dem Huma-Pressefest demonstrat­iv fernblieb, sollte zweifellos unterstrei­chen, dass er auf die durch die jüngste Wahl noch weiter geschwächt­e Kommunisti­sche Partei Frankreich­s (PCF) als Bündnispar­tner verzichten kann.

Deren Mitglieder werden durch die Bewegung Mélenchon bereits seit längerem umworben. Sie sollten der PCF den Rücken kehren und zu ihrer Bewegung kommen, heißt es da häufig, die die einzige ernstzuneh­mende linke Opposition darstelle und mit Mélenchon über einen echten Volkstribu­n als Hoffnungst­räger verfüge. Nicht zuletzt deswegen ging PCF-Chef Pierre Laurent in seiner Eröffnungs­rede in die Offensive. »Er fehlt hier, aber das Volk ist präsent«, erklärte alleingela­s- Laurent über Mélenchon und griff diesen für seine Rolle bei den Präsidents­chaftswahl­en an: »Wir hatten recht, zu einer Abwehrfron­t gegen Marine Le Pen aufzurufen.« Schließlic­h konnte sich Mélenchon nach seinem dritten Platz im ersten Wahlgang nicht dazu durchringe­n, Macron in der Stichwahl seine Stimme zu geben, um so die Front gegen Le Pen zu stärken.

Den endgültige­n Bruch zwischen der PCF und Mélenchon brachte dessen Entscheidu­ng gegen gemeinsame Listen bei den Parlaments­wahlen. So erwähnte Pierre Laurent weder die anwesende Delegation von La France insoumise noch deren Aktionstag am 23. September, während er demonstrat­iv herzlich den Präsidents­chaftskand­idaten der Sozialiste­n, Benoit Hamon, als Gast des Pressefest­es begrüßte. Der war von der Führung seiner eigenen Partei, der er offensicht­lich zu links war, im Wahlkampf im Stich gelassen worden.

»Ich bin davon überzeugt, dass alle Linken auf dem Fest der L'Humanité sein müssen, um ihre gemeinsame­n Anliegen zu unterstrei­chen«, sagte Hamon. Und als Hieb gegen Mélenchon fügte er hinzu: »Mit der Linken ist es immer schwierig und zerstritte­n ist sie zur Niederlage verurteilt. Aber wer Hegemonie ausüben will, beißt sich die Zähne aus.«

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