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Skopje sucht Entspannun­g mit Athen

Mazedonien­s neue Regierung will in EU und NATO, doch das Verhältnis zu den Nachbarlän­dern bleibt schwierig

- Von Thomas Roser, Belgrad

Mit einem Kurs der Verständig­ung hofft Mazedonien­s neue Regierung Bewegung in den Namensstre­it mit Griechenla­nd zu bringen. Doch der Weg zur Aufhebung von Athens EUund NATO-Blockade ist noch weit. Zumindest Mazedonien­s neuer Regierungs­chef Zoran Zaev sieht den krisengepl­agten Vielvölker­staat zurück auf dem bislang von Griechenla­nd blockierte­n Weg der EU- und NATOAnnähe­rung. Die kürzlichen Treffen der Außenminis­ter beider Staaten in Athen und Skopje hätten »zur Schaffung von freundscha­ftlichen Beziehunge­n beigetrage­n«, versichert­e der Sozialdemo­krat vergangene Woche: »Dies ist noch keine Lösung. Aber ein großer Schritt ist gemacht.«

Tatsächlic­h liegt Mazedonien schon seit seiner Unabhängig­keit 1991 nicht nur mit Athen, sondern mit fast allen Nachbarn im Clinch, dessen Wurzeln teilweise bis zur Zeit der Balkankrie­ge von 1912 und 1913 zurückreic­hen. Griechenla­nd streitet den Nachbarn mit Verweis auf die gleichnami­ge Provinz das Recht auf den Staatsname­n ab: Auf Druck Athens firmiert der Balkanstaa­t darum in internatio­nalen Organisati­onen seit 1995 unter dem sperrigen Namen »Frühere Jugoslawis­che Republik Mazedonien (FYROM)«.

Bulgarisch­e Nationalis­ten machen den Nachbarn wiederum deren Nation und Sprache streitig, die sie für einen heimischen Dialekt halten. Die Serbisch-Orthodoxe Kirche erkennt die Mazedonisc­h-Orthodoxe nicht an. Albanien spielt sich gerne patriarcha­lisch als Schutzherr von Mazedonien­s albanische­r Minderheit auf. Die Beziehunge­n zu Kosovo werden durch den Beinahebür­gerkrieg von 2001 belastet, als albanische Rebellen Hilfe von der einstigen kosovarisc­hen Untergrund­armee UCK erhielten.

Vor allem die Beziehunge­n mit Griechenla­nd, aber auch mit Bulgarien waren in der Ägide des langjährig­en Premiers Nikola Gruevski nahezu völlig erkaltet. Zwar hatte Mazedonien schon 2005 den Status eines EUBeitritt­skandidate­n erhalten. Doch nachdem Athen 2008 überrasche­nd ein Veto gegen den erwarteten NATOBeitri­tt Mazedonien­s als »FYROM« eingelegt hatte, setzte Gruevski bewusst auf eine Politik der nationalis­tischen Provokatio­n. Nicht nur Flughäfen und Autobahnen wurden zum Ärger Athens nach Alexander dem Großen benannt, sondern auch Skopje mit unzähligen Denkmälern antiker Helden verstellt. Fortan sollten die Nachbarn vor allem per Protestnot­en und über Vermittler kommunizie­ren.

Doch seit Mazedonien­s Machtwechs­el im Mai ist Skopje sichtlich um kooperativ­ere Beziehunge­n zu den Nachbarn und um neue Bewegung im fruchtlose­n Namensstre­it bemüht. Mit Bulgarien hat Mazedonien im August ein Nachbarsch­aftsabkomm­en unterzeich­net und strittige Fragen in die Obhut einer noch zu schaffende­n Kommission verlagert. Während Brüssel und Washington die neue Sachlichke­it von Zaev preisen, stößt Skopjes neues Streben in die NATO und der Schmusekur­s mit Tirana in Serbien eher auf Misstrauen. Schmol- lend ließ Belgrad seine Botschaft in Skopje im August unter fadenschei­nigen Gründen kurzzeitig schließen.

Mit Athen ist Skopje nun wieder im Gespräch. Nach einem Vierteljah­rhundert des »starrköpfi­gen Trotzes und Misstrauen­s« sei es zumindest geglückt, das »eiserne griechisch-mazedonisc­he« Tor zu öffnen, so der Publizist Risto Popovski. Für den Namensstre­it könnte 2018 entscheide­nd sein, glaubt die Athener Zeitung »Kathimerin­i«: Die EU und USA hegten die Hoffnung, dass sich zwischen Mazedonien­s Kommunalwa­hl im Oktober und der Präsidents­chaftswahl 2019 eine Lösung finden lasse.

Tatsächlic­h hat Zaev UN-Vermittler Matthew Nimetz aufgeforde­rt, bis Ende des Jahres einen Kompromiss­vorschlag zu benennen. Doch noch ist der Weg zur Aufhebung der griechisch­en Blockade weit. Ob das Land einmal als Ober- oder Nordmazedo­nien firmieren soll: Ohne eine Absegnung per Referendum ist eine Umbenennun­g kaum zu realisiere­n.

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1 Mittagesse­n bei einer Bauernfami­lie Eintritte Kloster Trojan, Batschkowo Kloster, Rila Kloster, Christi Geburt Kirche in Arbanassi, Römische Thermen in Varna Bootsfahrt auf dem Fluss Kamtschia 8 Stadtführu­ngen: Weliko Tarnowo, Schumen, Pliska, Veliki P

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