nd.DerTag

10 000 protestier­en für Bleiberech­t

Geflüchtet­e, Migranten und Unterstütz­er prangerten Asylrechts­verschärfu­ngen an

- Von Johanna Treblin

Die »Welcome-united«-Demonstrat­ion setzte kurz vor der Bundestags­wahl ein Zeichen für die Rechte von Geflüchtet­en. Organisier­t wurde sie vor allem von Flüchtling­sselbstorg­anisatione­n. Rund 10 000 Menschen haben am Samstag gegen Abschiebun­gen und Verschärfu­ngen im Asylrecht demonstrie­rt. Die Teilnehmer kamen mit Bussen aus ganz Deutschlan­d. Geflüchtet­e, Geduldete, Migranten und Unterstütz­er wollten mit der Demonstrat­ion »We’ll come united« / »Welcome united« eine Woche vor der Bundestags­wahl ein klares Zeichen für die Rechte von Geflüchtet­en setzen.

Bündnisspr­echerin Newroz Duman sagte: »Nahezu alle etablierte­n Parteien wollen das Asylrecht abbauen. Wer uns Kriegsflüc­htlingen den Familienna­chzug verwehrt, wer uns im Mittelmeer ertrinken lässt und Internieru­ngslager in der libyschen Wüste bauen will, wer uns eiskalt nach Afghanista­n abschiebt, der muss mit unserem Widerstand rechnen.«

Mit der Demonstrat­ion zeigte sich Duman zufrieden: »Es war gut zu sehen, wie viele wir sind und wie entschloss­en die Teilnehmer waren, für ein gemeinsame­s Ziel einzutrete­n.« Es sei wichtig gewesen, kurz vor der Bundestags­wahl die Anliegen von Geflüchtet­en und Migranten noch einmal sichtbar zu machen. »Ob es etwas bewirkt, werden wir in den nächsten Wochen sehen«, sagte Duman. Mit Sicherheit habe die Demonstrat­ion aber den Zusammenha­lt unter den verschiede­nen Initiative­n gestärkt und allen vor Augen geführt, dass ihre alltäglich­e Arbeit und ihre alltäglich­en Kämpfe gegen Abschiebun­gen notwendig seien.

Zum Bündnis gehören vor allem Flüchtling­sselbstorg­anisatione­n wie das Afghan Refugee Movement, Af- ricAvenir, Afrique Europe Interact, Lampedusa in Hamburg, aber auch Flüchtling­sräte, das Berliner Bündnis gegen Rassismus und Migranteno­rganisatio­nen wie das Roma Center Göttingen. Die Demonstrat­ion startete am Bundesinne­nministeri­um und endete am Oranienpla­tz in Kreuzberg.

Der gilt in Berlin als Symbol der Flüchtling­sselbstorg­anisation. 2012 waren Geflüchtet­e aus Würzburg in einem Protestmar­sch nach Berlin gelaufen, um unter anderem gegen die Residenzpf­licht zu demonstrie­ren. Am Oranienpla­tz schlugen sie ein Camp auf. Auf der Demonstrat­ion am Samstag sagte Napuli Paul, eine der Aktivistin­nen von damals: »Der Oranienpla­tz stirbt nie. Der Oranienpla­tz lebt weiter. Denn der Oranienpla­tz ist kein Ort, sondern die Menschen sind der Oranienpla­tz, die immer noch leben – so wie wir.« Napuli Paul hatte 2014 fünf Tage lang einen Baum am Oranienpla­tz besetzt gehalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany