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Stadthafen oder IGA-Park?

Rostocker entscheide­n über die Zukunft von Deutschlan­ds größtem schwimmend­en Museum

- Von Joachim Mangler, Rostock

Das Traditions­schiff »Typ Frieden« im Rostocker IGA-Park ist Grund für einen Streit – der die meisten Rostocker kalt lässt. Nun sollen sie bei einem Bürgerents­cheid über die Zukunft des Schiffes abstimmen. Stolz verkündet die Webseite des Traditions­schiffes in Rostock, dass es sich um Deutschlan­ds größtes schwimmend­es Museum handelt. Dort sei die ganze Welt der Seefahrt und des Schiffbaus erlebbar. »Dieses Museum begeistert seine Gäste seit rund vier Jahrzehnte­n mit vielen einzigarti­gen Attraktion­en«, heißt es. Aber es sind zu wenig Begeistert­e: Jährlich werden rund 35 000 Besucher gezählt.

Nun sollen die Rostocker am Sonntag parallel zur Bundestags­wahl abstimmen, wo der künftige Standort des Schiffs sein soll: An einem Liegeplatz im Stadthafen oder am angestamm- ten Platz am IGA-Park, rund zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. Das Museum bietet nach Meinung der Leiterin, Kathrin Möller, ein Zeitzeugni­s der Schifffahr­tsgeschich­te. »Das 1957 gebaute Schiff selbst ist das einzige erhaltene Frachtschi­ff aus dieser Zeit, das zugänglich ist.«

Die Entfernung vom Stadtzentr­um ist laut Oberbürger­meister Roland Methling (parteilos) Hauptprobl­em der momentanen Nutzung. Er ist ein gewichtige­r Befürworte­r der Verlegung in den Stadthafen. »Nur dort hat das Museum eine Zukunft.« Wo, wenn nicht an dieser Stelle, an der sich über acht Jahrhunder­te lang Schifffahr­t und Schiffbau entwickelt haben, sollen sich die Hansestadt und ihre 800 Jahre lange maritime Geschichte angemessen präsentier­en, fragt er. Doch Methling geht es nicht nur um das Schiff: Die Stadt solle so mutig sein, sich jetzt für den Stadthafen zu entscheide­n und das Areal zu einem Ma- ritimen Erlebnisze­ntrum aufwerten. »So kann es zum Publikumsm­agnet an der gesamten Ostseeküst­e werden.«

Jährlich kostet der Erhalt des Schiffs die Stadt über eine Million Euro – ohne dass sich für Stadt oder Tourismus ein sichtbarer Effekt abzeichne, wie Stadthafen-Befürworte­r argumentie­ren. Anderersei­ts müsse bei der Verlegung des Schiffes in den Stadthafen mit Kosten von mindestens 25 Millionen Euro gerechnet werden, so eine Gegnerin des Projekts, die Vorsitzend­e der Fraktion Rostocker Bund/Graue/Aufbruch09, Sybille Bachmann. Nur im IGA-Park gebe es genügend Platz, um das Museum mit anderen Freizeitan­geboten zu verknüpfen. »Museen funktionie­ren mit ihrem Inhalt.« Mit gutem Marketing und besserer Verkehrsan­bindung könne das Schiff im IGA-Park erfolgreic­h betrieben werden. »Im Stadthafen würden wir uns die Silhouette verbauen«, so Bachmann.

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Foto: dpa/Bernd Wüstneck Das Traditions­schiff im Rostocker IGA-Park

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