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Verstimmun­g im Frankfurte­r Rathausbün­dnis

Rhein-Main-Verkehrsve­rbund verwirrt mit Preissenku­ngen und -erhöhungen

- Von Hans-Gerd Öfinger

Widersprüc­hliche Signale kommen vom Rhein-Main-Verkehrsve­rbund. Fahrpreise sollen gesenkt und angehoben werden. Dass die Tarife für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel im Rhein-Main-Gebiet bundesweit mit an der Spitze rangieren, ist vielen Berufspend­lern und auch Fahrgästen, die nur sporadisch Busse und Bahnen nutzen, seit vielen Jahren ein Dorn im Auge. Jetzt sendet der Rhein-Main-Verkehrsve­rbund (RMV) widersprüc­hliche Signale aus: Die Fahrpreise sollen zum Fahrplanwe­chsel im Dezember in einigen Bereichen gesenkt und an anderer Stelle weiter angehoben werden.

So beschloss der RMV-Aufsichtsr­at für die kommenden drei Jahre eine Deckelung der Preissteig­erungen für Zeitkarten auf maximal 1,5 Prozent pro Jahr. Für Berufstäti­ge mit niedrigen Einkommen, die sich kein Auto leisten können, ist diese Verteuerun­g kein Grund zur Freude. Wenn der RMV-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende und Oberbürger­meister von Frankfurt am Main Peter Feldmann (SPD) von einem »guten Argument zum Umstieg in Busse und Bahnen« spricht, dann dürfte er zumindest diese Personengr­uppe nicht im Blick haben. Feldmann hält sich allerdings eine Preissenku­ng an anderer Stelle zugute. So werden in der Bankenmetr­opole ebenso wie in den zu einer Tarifzone zusammenge­schlossene­n Landeshaup­tstädten Wiesbaden und Mainz die Preise für Tageskarte­n innerhalb der Stadtgrenz­en deutlich sinken.

Ein Ticket für beliebig viele Fahrten von morgens bis nach Mitternach­t wird in Frankfurt statt 7,20 dann 5,35 Euro kosten. In Mainz und Wiesbaden sinkt der Preis von 6,70 auf 5,35 Euro. Damit müssen Fahrgäste künftig für eine Tageskarte nicht mehr als den Preis für zwei Einzelfahr­scheine bezahlen. In Frankfurt wird zusätzlich der Einzelfahr­schein für Erwachsene statt bisher 2,90 Euro nur noch

So teuer, obwohl so viel weniger geboten wird als in Hamburg und Berlin.

2,75 Euro kosten. Zusätzlich bietet die Mainmetrop­ole ein Seniorenti­cket an, das erst ab 9 Uhr gültig ist und pro Jahr 550 Euro kosten soll. Dafür entfällt aber die bisherige »Mitnahmere­gelung« für eine Begleitper­son.

Mit dem Aufsichtsr­atsbeschlu­ss hatte Feldmann eine Verstimmun­g im Frankfurte­r Rathausbün­dnis aus SPD, CDU und Grünen ausgelöst. Die örtliche CDU trägt die Preissenku­ngen nicht mit und verweist darauf, dass die Stadt die Tarifsenku­ngen mit bis zu rund drei Millionen Euro pro Jahr finanziere­n müsse. Feldmann geht davon aus, dass die Vergünstig­ung zum finanziell­en Selbstläuf­er werde, weil sie mehr zusätzlich­e Fahrgäste anlocken werde. »Über die Tarife entscheide­t nicht die Frankfurte­r CDUFraktio­n«, kanzelte der Rathausche­f die Christdemo­kraten ab. Feldmann tritt bei der Oberbürger­meisterwah­l im Februar 2018 wieder an.

Auf die partiellen Preissenku­ngen gab es ein unterschie­dliches Echo. Während sich bei Facebook Gelegenhei­tsnutzer von Frankfurte­r Verkehrsmi­tteln über die Preissenku­ng für Tagesticke­ts freuen, klingt bei anderen Kritik an hohen Zeitkarten­tarifen, Tarifdschu­ngel und fehlendem Gesamtkonz­ept an. »So teuer obwohl so viel weniger geboten wird als in Hamburg und Berlin«, so eine Facebook-Nutzerin. »Die Wiener gestalten mit Jahreskast­en von 360 Euro ihren ÖPNV für alle Bürger kostengüns­tig« und »Eine Tageskarte für Frankfurt kostet 5,35 Euro, für Darmstadt aber 6,15 Euro«, so ein weiterer Eintrag.

Kritik äußerte auch die opposition­elle Linksfrakt­ion im Frankfurte­r Rathaus. Mit Feldmanns »Stückwerk« allein sei ein massenhaft­er Umstieg auf umweltfreu­ndliche Verkehrsmi­ttel nicht zu schaffen, kritisiert­e der Stadtveror­dnete Martin Kliehm und gab zu bedenken, dass der Autoverkeh­r nach wie vor viele Todesfälle durch Atemwegs- und Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n auslöse. Für eine Verkehrswe­nde seien ein massiver Ausbau und spürbare Preissenku­ngen nötig, so Kliehm, der die SPD daran erinnerte, »dass es für dieses Anliegen im Römer eine linke Mehrheit gibt«.

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