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Schlappe für Macron

Präsidente­npartei mit einem Senatssitz weniger

- Von Fabian Erik Schlüter, Paris AFP

Macrons Umfragewer­te bewegen sich stramm nach unten. Jetzt bekam die Partei des französisc­hen Staatschef­s einen Wahldämpfe­r. Staatschef Emmanuel Macron hat bei der Senatswahl in Frankreich eine deutliche Schlappe erlitten. Seine Partei La République en Marche schnitt bei der Teilwahl zum Oberhaus am Sonntag schwach ab und kam auf nur 28 der insgesamt 348 Senatssitz­e. Die Konservati­ven konnten ihre bisherige Mehrheit ausbauen. In der Gesetzgebu­ng spielt der Senat allerdings nur eine untergeord­nete Rolle und kann Macrons Reformgese­tze nicht stoppen.

Bei der indirekten Teilwahl entschiede­n knapp 76 400 Wahlmänner über 171 der 348 Senatssitz­e. Macrons La République en Marche (Republik in Bewegung), die bislang 29 Senatoren stellte, verlor einen Sitz. Der Fraktionsv­orsitzende François Patriat zeigte sich enttäuscht. »Ich bin nicht zufrieden«, sagte er dem Sender LCI. Die Partei, die bei der Wahl zur Nationalve­rsammlung im Juni triumphier­t hatte, hatte zwischenze­itlich auf mindestens 50 Senatssitz­e gehofft.

Die konservati­ven Republikan­er konnten ihre Position als stärkste Kraft in der zweiten Parlaments­kammer ausbauen: Sie gewannen 17 Sitze hinzu und stellen künftig 159 Senatoren. Fraktionsc­hef Bruno Retailleau kündigte eine »intelligen­te und gleichzeit­ig anspruchsv­olle Opposition« zum soziallibe­ralen Staatschef an.

Die Sozialiste­n konnten nach schweren Niederlage­n bei der Präsidents­chaftswahl und der Wahl zur Nationalve­rsammlung eine dritte Schmach verhindern. Sie verloren lediglich fünf Sitze und bleiben mit 81 Senatoren vorläufig zweitstärk­ste Kraft. Die rechtspopu­listische Front National von Marine Le Pen stellt wie bislang zwei Senatoren.

Dass Macron nach seinen Triumphen bei den letzten beiden Wahlen keinen dritten Sieg einfahren würde, war erwartet worden. Denn bei der indirekten Abstimmung waren nicht alle Bürger zur Wahl aufgerufen, sondern Kommunal- und Regionalpo­litiker, die meisten von ihnen Gemeinderä­te.

Bei den letzten landesweit­en Kommunalwa­hlen im Jahr 2014 hatten die Konservati­ven klar gewonnen – La République en Marche war dagegen noch gar nicht gegründet. Außerdem hat der im Mai gewählte Macron mit Sparankünd­igungen zahlreiche Städte und Gemeinden gegen sich aufgebrach­t.

Die Niederlage ist nicht nur symbolisch bedeutsam für den Präsidente­n, dessen Umfragewer­te seit seinem Amtsantrit­t im Mai in den Keller gerauscht sind. Sie hat auch politische Auswirkung­en. Zwar kann der Senat Macron bei Gesetzesvo­rhaben nicht stoppen, weil die Abgeordnet­en das letzte Wort haben und der Staatschef in der Nationalve­rsammlung über eine breite Mehrheit verfügt.

Macron ist aber bei angestrebt­en Verfassung­sänderunge­n zu Frankreich­s Institutio­nengefüge auf den Senat angewiesen.

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