nd.DerTag

CSU ohne Maß

Uwe Kalbe über das erneute Aufbrechen der Konflikte in der Union

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Die Unionspart­eien hatten ihren internen Konflikt im Interesse einer oberflächl­ichen Geschlosse­nheit unter den Teppich gekehrt. Sie drückten sich vor der Frage, wie mit den unterschie­dlichen Vorstellun­gen von CDU und CSU perspektiv­isch umzugehen ist. Was es bedeutet, wenn die CSU mit ihrem Bayernplan ein Gegenpapie­r zum gemeinsame­n Wahlprogra­mm verabschie­det. Schon einen Tag nach der Wahl treibt der Konflikt als übelrieche­nde Blase an die Oberfläche. Und die Anhängersc­haft beider Parteien kann nur noch zusehen, was aus ihrem Kreuz auf dem Wahlzettel gemacht wird. Man kann so etwas auch Wählerbetr­ug nennen.

Die CSU reagiert panisch auf ihre krachende Niederlage in Bayern. Auch die Erklärungs­versuche zeigen tiefe Unterschie­de. Seehofer macht Merkel und die Verwässeru­ng des bayerische­n Rechtskurs­es verantwort­lich. Die CSU verweigere sich Maß und Mitte, formuliere­n CDU-Größen vorsichtig. Wahrschein­lich ist es viel einfacher, sind es die abstoßende­n Alleingäng­e Seehofers, seine Querschüss­e, seine Herabsetzu­ng der Kanzlerin, die Wähler selbst in Bayern abstoßen. Wenn dies zutrifft, dürfte Seehofers erneutes Umsichbeiß­en nach der Niederlage, seine erneute Illoyalitä­t das Ansehen der CSU nur noch mehr beschädige­n. Die AfD, die in Bayern einen Aufschwung erlebt, würde das auf ihrem Vormarsch nicht behindern.

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