Daimler sagt Tesla zu Hause den Kampf an
Der US-Automarkt befindet sich in einem Abwärtstrend. Heimische Hersteller fahren die Produktion zurück. Internationale Autobauer investieren dagegen in großem Umfang. Internationale Autobauer investieren im großen Stil in den USA. Kürzlich kündigte der deutsche Daimler-Konzern eine Offensive mit einem Umfang von 1 Milliarde Dollar (0,84 Milliarden Euro) an. Für den Bau von Elektroautos sollen am Werk in Tuscaloosa 600 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. »Wir bauen unsere Produktion in Alabama deutlich aus und senden damit ein Signal an unsere Kunden in den USA und der ganzen Welt«, sagte Markus Schäfer, Bereichsvorstand Produktion und Einkauf Mercedes-Benz Cars. In der Fabrik sollen elektrische Geländelimousinen montiert werden, der Hersteller rechnet mit einem Wachstum bei Elektroautos.
Dies wird durch Zahlen von Bloomberg New Energy Finance gestützt. Demnach sollen die Verkäufe von Elektroautos in den USA bis 2021 um 400 Prozent auf 643 000 Stück steigen. Dies würde vier Prozent des US-Automarktes entsprechen. Bis 2030 soll bereits ein Drittel aller Autos mit Strom angetrieben werden.
Daimler möchte bis 2020 jedes Mercedes-Modell auch mit einem Elektroantrieb anbieten. Der Konzern hat in den USA den Verkauf von Dieselautos gestoppt – wegen Bedenken, die Behörden könnten dem Unternehmen Manipulationen bei Abgastests vorwerfen.
Daimler ist mit seiner Ausrichtung nicht alleine. Der sich in chinesischem Besitz befindende, in Schweden ansässige Volvo-Konzern hat kürzlich ebenfalls eine Investition über eine Milliarde Dollar für sein Werk in Charleston (North Carolina) angekündigt. Honda investiert 267 Millionen Dollar in den Ausbau in Ohio. Toyota und Mazda gaben im August gemeinsam bekannt, für 1,6 Milliarden Dollar in den USA ein Werk zu bauen. Und BMW vermeldete im Juni eine Investition von 600 Millionen Dollar für sein Werk in Spartanburg (South Carolina).
Bei der heimischen Konkurrenz herrscht dagegen eine andere Stimmung. So hat Ford an drei USund zwei mexikanischen Standorten die Produktion zeitweise ausgesetzt. General Motors fuhr die Herstellung in zwei Werken in den USA und einem in Kanada herunter. Und der italo-amerikanische FiatChrysler-Konzern hat die gesamte Produktion für den USMarkt reduziert, um sich auf Geländelimousinen zu konzentrieren.
In den Jahren nach der Finanzkrise von 2008 war die Nachfrage in den USA wieder gestiegen, scheint inzwischen jedoch gesättigt zu sein. Laut Autodata sind die auf das Jahr hochgerechneten Verkäufe im August auf 16,14 Millionen Autos gesunken, im Juli waren es noch 16,77 Millionen. Die Ratingagentur Moody’s glaubt, dass der Abwärtstrend noch 18 Monate anhält. Für dieses Jahr wird ein Rückgang von 3,6 Prozent vorausgesagt, für 2018 von 0,6 Prozent.
Auch wenn sie es nicht öffentlich einräumen, könnten die Investitionen der internationalen Hersteller am Druck durch US-Präsident Donald Trump liegen. Der will Importe beschränken und in den USA mehr Arbeitsplätze in der Produktion schaffen. Im Januar hatte er mit Strafzöllen von über 35 Prozent für deutsche Autos gedroht.
Kürzlich erklärte das US-Wirtschaftsministerium, China und andere Staaten seien daran interessiert, in Mexiko oder Kanada für den US-Markt zu produzieren, um von niedrigen Steuern im Rahmen des Freihandelsabkommens der drei Länder zu profitieren. Auf Drängen von Trump wird das Abkommen derzeit neu verhandelt.