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Frankreich denkt über Glyphosat-Verbot nach

Genauer Zeitplan bleibt vorerst unklar

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Über das umstritten­e Herbizid Glyphosat ist in der EU noch nicht das letzte Wort gesprochen. Frankreich könnte einen Alleingang anstreben.

Paris. Frankreich strebt einen Ausstieg aus dem umstritten­en Unkrautver­nichtungsm­ittel Glyphosat an – nennt aber keinen konkreten Zeitpunkt. Man wolle in den kommenden fünf Jahren »entscheide­nde Fortschrit­te« bei der Suche nach Alternativ­en erzielen, um das Mittel verzichtba­r zu machen, sagte Regierungs­sprecher Christophe Castaner am Montag. Frankreich­s Bauern fürchten ein Glyphosat-Verbot und lehnen eine »einseitige« Position Frankreich­s ab.

Am Montag hatte das Büro von Premiermin­ister Edouard Philippe erklärt, der Regierungs­chef habe das Landwirtsc­hafts- und das Umweltmini­sterium gebeten, ihm bis Jahresende die Rahmenbedi­ngungen für einen Glyphosat-Ausstieg vorzulegen. In den Sendern BFMTV und RMC sprach Castaner davon, dass Philippe angeordnet habe, Glyphosat bis zum Ende der Amtszeit in fünf Jahren zu verbieten. Das gelte auch für ähnliche Mittel, die die öffentlich­e Gesundheit gefährdete­n.

Von einem zeitlich festgelegt­en Aus für den Einsatz von Glyphosat bis 2022 wollte Castaner später aber nicht mehr sprechen. »Das Ziel ist, dass wir bis zum Ende der fünfjährig­en Amtszeit Ersatzprod­ukte finden können«, erklärte er. Bei allen Pestiziden wolle die Regierung »entscheide­nde Fortschrit­te erzielen«. Ein anderes festgesetz­tes Datum gebe es nicht, fügte er hinzu.

Die EU-Kommission will die Ende 2017 auslaufend­e Zulassung um zehn Jahre verlängern. Wenn Glyphosat in der EU erlaubt ist, darf trotzdem jedes Mitgliedsl­and für sich entscheide­n, ob es Pestizide verbietet, die das Mittel enthalten. Das Herbizid ist umstritten: Während das Internatio­nale Krebsforsc­hungszentr­um die Chemikalie als »wahrschein­lich« krebserreg­end einstuft, hält die EU-Chemikalie­nagentur ECHA ein solches Risiko für »unwahrsche­inlich«.

Frankreich hat angekündig­t, gegen die Verlängeru­ng auf EU-Ebene stimmen zu wollen. Das wollen die Landwirte nicht hinnehmen. Es stehe »außer Frage, dass, wenn die EU ja sagt, Frankreich nein sagt«, erklärte die Präsidenti­n des Bauernverb­ands FNSEA, Christiane Lambert.

Am Freitag hatten sich französisc­he Landwirte mit einer Blockade auf den Pariser Champs-Elysées für Glyphosat stark gemacht. Die Bauern befürchten, dass bei einem Verbot in Frankreich französisc­he Landwirte chancenlos gegen ausländisc­he Konkurrenz wären. Zudem rechnen sie damit, dass dann Lebensmitt­el importiert werden, bei deren Anbau noch viel mehr Pflanzensc­hutzmittel eingesetzt wurden.

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