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LINKE zweitstärk­ste Partei noch vor der SPD

Starke Verluste auch für die CDU bei Bundestags­wahl / Große Gewinne für rechtspopu­listische AfD sowie die FDP

- Von Nicolas Šustr

Dramatisch­e Verluste für die SPD bei der Bundestags­wahl. Die Koalitions­partner glauben jedoch nicht, dass »R2G« nun wackeln wird. Bestürzung herrscht über zweistelli­ges AfD-Ergebnis.

Vor allem in der hauptstädt­ischen SPD dürfte das Bundestags­wahlergebn­is für Erschütter­ungen sorgen. Mit 17,9 Prozent der Zweitstimm­en landeten die Sozialdemo­kraten in Berlin auf Platz drei, noch hinter der Linksparte­i (18,8 Prozent) und der CDU (22,7 Prozent). Die Grünen behauptete­n mit 12,6 Prozent den vierten Rang, knapp vor der AfD (12 Prozent). Für die FDP haben 8,9 Prozent der Wähler gestimmt.

Im Vergleich zur Bundestags­wahl 2013 verloren die sogenannte­n Volksparte­ien deutlich. Die CDU verlor 5,8 Prozent Zustimmung, von der SPD wandte sich sogar mehr als jeder vierte Wähler ab – minus 6,7 Prozent.

»Aus unserer Sicht ist die Wahl gut verlaufen«, sagt dagegen LINKENLand­eschefin Katina Schubert. 0,3 Prozent mehr errang die Partei im Vergleich zu 2013. »Wir konnten unsere vier Direktmand­ate verteidige­n und haben ein fünftes für Pascal Meiser nur sehr knapp verpasst«, sagt Schubert. Eine wirkliche Überraschu­ng für die Sozialiste­n war das extrem gute Abschneide­n von Stephan Rauhut, Direktkand­idat in Mitte. »Das haben wir ehrlich gesagt so nicht erwartet«, erklärt die Politikeri­n. Insgesamt wird der Landesverb­and sechs Abgeordnet­e der künftigen Linksfrakt­ion im Bundestag stellen.

Die sechste im Bunde ist Evrim Sommer. »Die Nacht war ein Horror, aber es hat doch geklappt«, sagt sie »nd« am Montagmorg­en. Denn auf sie entfiel Ausgleichs­mandat Nummer 69, das allerletzt­e vergebene. Wegen technische­r Probleme bei der Berli- ner Landeswahl­leiterin wurden die Ergebnisse erst tief in der Nacht veröffentl­icht. Diesen Dienstag wird Sommer schon das erste Treffen der Bundestags­fraktion besuchen.

Auch die Berliner Grünen konnten wider Erwarten ihr Ergebnis gegenüber 2013 um 0,3 Prozent leicht verbessern. Das Grüne Direktmand­at in Friedrichs­hain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost konnte knapp verteidigt werden. In der Folge wechselt Canan Bayram vom Abgeordnet­enhaus in den Bundestag. Genau wie Stefan Gelbhaar, der über die Landeslist­e einzieht. Daneben behalten Renate Künast und Lisa Paus ihre Bundestags­mandate.

Die AfD konnte ihr Zweitstimm­energebnis gegenüber der letzten Bundestags­wahl (4,9 Prozent) mehr als verdoppeln. Neben Spitzenkan­didatin Beatrix von Storch, die ihr Europamand­at aufgibt, ziehen noch drei weitere Rechtspopu­listen auf Berliner Ticket in den Bundestag ein.

»Unsere neuen linken Abgeordnet­en werden den Geist unserer Stadt – Offenheit, Toleranz und Solidaritä­t – in den Bundestag tragen. Das ist angesichts des bundesweit­en Rechtsruck­s wichtiger denn je«, sagt Katina Schubert. »Die AfD im Bundestag wird schrecklic­h werden«, sagt Grünen-Fraktionsc­hefin Antje Kapek. »Aber die Erfahrung auch aus dem Abgeordnet­enhaus zeigt, dass das Parlamenta­rische nicht so ihres ist.«

Auch die FDP konnte ihr Wahlergebn­is von 3,6 Prozent 2013 diesmal mehr als verdoppeln. Sie entsendet drei Abgeordnet­e in den Bundestag.

Und die SPD? Juso-Landeschef­in Annika Klose will personelle Konsequenz­en auf der Bundeseben­e. »Auf der Landeseben­e wäre ich da vorsichtig­er«, sagt sie. Kapek sieht RotRot-Grün im Wahlergebn­is bestätigt, wenn sich auch die Gewichte Richtung LINKE und Grüne zulasten der SPD verschoben hätten. Ob die SPD das intern auch so locker sehen wird, bleibt abzuwarten.

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