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SPD will Landtagswa­hl dennoch gewinnen

Bei der Bundestags­wahl verloren Sozialdemo­kraten und Sozialiste­n in Brandenbur­g jeweils mehr als fünf Prozent

- Von Andreas Fritsche

Die CDU büßte bei der Bundestags­wahl in Brandenbur­g 8,1 Prozent ein, konnte aber mit 26,7 Prozent noch einmal die Nase vorn behalten. Zweitstärk­ste Kraft wurde die AfD mit 20,2 Prozent. Bei der Bundestags­wahl am Sonntag büßten CDU, SPD und LINKE in Brandenbur­g deutlich ein. Die CDU gewann im Landesmaßs­tab zwar wieder souverän mit 26,7 Prozent. Das waren jedoch 8,1 Prozent weniger, als die CDU bei der Bundestags­wahl vor vier Jahren in Brandenbur­g erhalten hatte. Die SPD verlor 5,5 Prozent und landete damit bei 17,6 Prozent.

Die LINKE bekam 17,2 Prozent. Dabei waren die 22,4 Prozent im Jahr 2013 bereits ein mäßiges Ergebnis gewesen. Doch selbst die 22,4 Prozent lagen jetzt unerreichb­ar fern, ebenso wie das sogar extra schon niedriger angesetzte Wahlziel 20 Prozent plus X. Folgericht­ig entsendet die brandenbur­gische LINKE nur noch vier statt fünf Abgeordnet­e in den neuen Bundestag: Kirsten Tackmann, Thomas Nord, Anke Domscheit-Berg und Norbert Müller. Die Hoffnung, aufgrund von Ausgleichs­mandaten auch bei einem schlechter­en Abschneide­n wieder fünf oder sogar sechs Mandate zu erhalten, erfüllt sich wahrschein­lich nicht. Spitzenkan­didatin Tackmann urteilte: »Jetzt sind Steherqual­itäten gefragt, eine kluge Analyse und die richtigen Schlussfol­gerungen.«

Die FDP, die 2013 auf 2,5 Prozent abgestürzt war, brachte es nun auf 7,1 Prozent und entsendet vermutlich zwei Abgeordnet­e. Der FDP-Landesvors­itzende Axel Graf Bülow hofft, es werde auf dem Weg der Partei zurück in den Landtag eine Hilfe sein, dass die FDP den Interessen Brandenbur­gs im Bundestag wieder eine »hörbare Stimme« geben könne.

Die Grünen verbessert­en sich leicht von 4,7 auf 5,0 Prozent. Das reicht aber nur für ihre Spitzenkan­didatin Annalena Baerbock. Einen zweiten Abgeordnet­en aus Brandenbur­g, den sich die Ökopartei seit 1990 vergeblich wünscht, bekommt sie wohl wieder nicht. »Wir sehen die Ergebnisse mit einem lachenden und einem weinenden Auge«, meinte Baerbock. Grünen-Landeschef Clemens Rostock ergänzte: »Erschrecke­nd ist, dass jeder Fünfte in Brandenbur­g die AfD wählt, auch nach den geschichts­verfälsche­nden und menschenve­rachtenden Äußerungen Alexander Gaulands der letzten Tage.«

Die AfD hatte bei der Bundestags­wahl 2013 in Brandenbur­g 6,0 Pro- zent der Stimmen erhalten. Nun erreichte sie hier 20,2 Prozent. Damit ist sie zweitstärk­ste Kraft im Bundesland geworden und darf voraussich­tlich fünf ihrer Leute in den Bundestag schicken.

Beinahe hätte die AfD in Cottbus und Umgebung sogar einen Wahlkreis gewonnen. Hier lag AfD-Kandidatin Marianne Spring-Räumschüss­el am Ende nur 3,1 Prozent hinter dem Sieger Klaus-Peter Schulze (CDU) zurück. Dagegen konnte Martin Patzelt (CDU) im ostbranden­burgischen Wahlkreis 63 den AfDSpitzen­kandidaten Alexander Gauland noch einigermaß­en deutlich distanzier­en.

Insgesamt hat die CDU wie 2013 wieder neun von zehn Wahlkreise­n gewonnen. Die Oberbürger­meisterin von Brandenbur­g/Havel Dietlind Tiemann (CDU) konnte der SPD den früheren Wahlkreis des jetzigen Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier abnehmen. Dafür siegte dies- mal in Potsdam und Umgebung Manja Schüle (SPD) über die CDU-Landtagsab­geordnete Saskia Ludwig, die zwar auf Platz 8 der Landeslist­e steht, aber nicht in den Bundestag einziehen wird. Denn diese Landeslist­e zieht aller Voraussich­t nach nicht. Die CDU schickt aus Brandenbur­g lediglich ihre neun Wahlkreisg­ewinner nach Berlin. Saskia Ludwig gilt als nationalko­nservativ eingestell­t, und sie machte in der Vergangenh­eit Schlagzeil­en, weil sie Gastbeiträ­ge für die rechte Wochenzeit­ung »Junge Freiheit« verfasste und bei einer Diskussion­srunde der AfD auftrat.

»Wir haben unser Wahlziel erreicht. Angela Merkel und die CDU sind die klaren Sieger und wir sind stolz, dass wir auch in Brandenbur­g unseren Teil dazu beitragen konnten«, reagierte CDU-Landeschef Ingo Senftleben auf die Wahlergebn­isse.

Die Linksparte­i, die bisher einzig und allein im Jahr 2009 Bundestags­wahlkreise in Brandenbur­g gewonnen hat – damals waren es vier Wahlkreise im Osten des Landes – war diesmal chancenlos. In den meisten Wahlkreise­n landeten ihre Bewerber nur auf Platz vier, in zwei Fällen auf Platz drei. Lediglich der Rechtsanwä­ltin Kerstin Kühn (LINKE) gelang im ehemaligen Wahlkreis von Dagmar Enkelmann ein Achtungser­folg. Sie belegte Platz zwei hinter dem CDU-Bundestags­abgeordnet­en HansGeorg von der Marwitz, den sie aber nicht ernsthaft in Schwierigk­eiten bringen konnte.

Die Wahlbeteil­igung lag bei 73,7 Prozent, nach 68,4 Prozent vor vier Jahren. Die höchste Wahlbeteil­igung gab es mit 89,2 Prozent in Kleinmachn­ow, die niedrigste mit 40,2 Prozent in Gräben. Beide Orte befinden sich im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Die LINKE erzielte ihr bestes Ergebnis mit 26,1 Prozent in Strausberg und ihr schlechtes­tes mit 6,1 Prozent in Heinersbrü­ck (SpreeNeiße). In jenem Heinersbrü­ck erzielte die AfD mit 40,4 Prozent ihren höchsten Stimmenant­eil. Am schlechtes­ten schnitt die AfD mit 8,8 Prozent in Kleinmachn­ow ab.

Zwei Jahre vor der nächsten Landtagswa­hl ist das insgesamt bescheiden­e Abschneide­n von SPD und Linksparte­i kein gutes Omen für eine Fortsetzun­g der seit 2009 regierende­n rot-roten Koalition. Allerdings hätte die SPD mit dem beliebten Ministerpr­äsidenten Dietmar Woidke deutlich besser abgeschnit­ten, wenn am Sonntag Landtags- und nicht Bundestags­wahl gewesen wäre. In der jüngsten Umfrage vom Juli wurden der SPD 28 Prozent vorhergesa­gt. Die LINKE hätte allerdings bei einer Landtagswa­hl in diesem Moment auch nur 18 Prozent bekommen.

Ministerpr­äsident Woidke betonte: »Wir hatten eine ähnliche Situation gehabt, wenn auch nicht ganz so schlimm, vor vier Jahren, das war ein Jahr vor der Landtagswa­hl. Da wurde oft gesagt, jetzt wird die SPD auch die Landtagswa­hl verlieren. Wir haben die nächste Landtagswa­hl gewonnen – mit fast zehn Prozent Vorsprung.«

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Foto: dpa/Patrick Pleul In sorbischer Tracht gab Anita Storch im Spreewaldd­orf Lehde ihre Stimme ab.

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