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Der Riese wankt

Bei Real Madrid läuft in dieser Saison noch längst nicht alles rund, vor allem Torjäger Ronaldo schwächelt­e vor dem Spiel in Dortmund

- Von Marco Mader, Madrid SID/nd

Spaniens Rekordmeis­ter Real Madrid ist der Riese des europäisch­en Fußballs. Doch vor dem Champions-League-Spiel bei Borussia Dortmund wankt er. Als Toni Kroos am Montagmorg­en seinen Fensterpla­tz neben Torhüter Kiko Casilla im Flieger nach Deutschlan­d einnahm, sah die Welt von Real Madrid wieder etwas rosiger aus. Schräg gegenüber vom offensicht­lich genesenen Weltmeiste­r lächelte Superstar Cristiano Ronaldo in die Kamera des Klubfotogr­afen – als wollte er demonstrie­ren: Die Sorgen lassen wir mal schön in Spanien zurück.

Denn vor dem Gruppenspi­el der Champions League am Dienstag wankt der Titelverte­idiger bedenklich. Am Montag versammelt­e sich am Terminal 4 des Flughafens Adolfo Suárez Madrid-Barajas eine seltsam verunsiche­rte Reisegrupp­e. Vier Monate nach dem Triumph von Cardiff, dem zwölften (»Duodécima«) in der Königsklas­se, hat die Siegmaschi­ne Real ein bisschen von ihrer Selbstvers­tändlichke­it verloren.

Der europäisch­e Fußball-»Clásico« in Dortmund, wie das Hausblatt »Marca« das mittlerwei­le obligatori­sche Gruppentre­ffen mit dem BVB nennt, soll jetzt etwas »Balsam« (Sportblatt »AS«) bringen. Dass es Kroos nach seinen Rippenprob­lemen besser zu gehen scheint, war eine erste ermutigend­e Nachricht. »Ich werde alles geben, um dabei zu sein«, sagte er.

Kroos ist nicht die einzige Personalie, die Trainer Zinédine Zidane Sorgen bereitet. Gar nicht erst mit nach Dortmund reisten die verletzten Stammspiel­er Karim Benzema und Marcelo. Theo Hernández, Marcelos natürliche­r Ersatz auf der linken Abwehrseit­e, ist ebenso wenig bereit wie Mateo Kovacic und Jesús Vallejo. Und, oh je, Ronaldo trifft nicht mehr!

In den beiden Ligaspiele­n seit Ende seiner Rotsperre gegen Betis Sevilla (0:1) und am vergangene­n Samstag bei Deportivo Alavés (2:1) gab der große Portugiese 20 Schüsse ab – vergeblich. In Alavés war sein Unmut über manchen Mitspieler unübersehb­ar. Dann nervt auch noch dieser Lionel Messi, Ronaldos ewiger Rivale, der in der Primera División bereits neun Treffer erzielte – Messis FC Barcelona hat schon sieben Punkte Vorsprung.

Zidane versuchte, die Sorgen um Ronaldo zu zerstreuen. »Wenn er nicht trifft, fragt ihr, aber er ist ruhig«, sagte der Trainer den Reportern. Außerdem hat Ronaldo, der in Dortmund sein 150. Spiel in europäisch­en Wettbewerb­en bestreitet (110 Tore), zum Auftakt gegen Nikosia doppelt getroffen. »Wichtig ist doch, dass Cristiano Chancen hat«, sagte Dani Ceballos, der in Alavés das Toreschieß­en übernommen hatte.

Ceballos, Neuzugang von Betis, wird in Dortmund nicht in der ersten Elf erwartet. Stattdesse­n kehren neben Kroos die im Baskenland geschonten Luka Modric und Gareth Bale zurück. Kroos und Modric sollen helfen, die anfällige Defensive zu stabilisie­ren. Am Sonnabend gestattete sie Gegner Alavés, dem Schlusslic­ht der spanischen Liga, das erste Saisontor sowie zwei Pfostensch­üsse.

Real Madrid mag vielleicht verwundbar sein, stellt aber weiter munter Rekorde auf. Bei Alavés glückte der zwölfte Auswärtssi­eg in Serie, die Bestmarke des FC Barcelona wurde damit eingestell­t. In 33 Auswärtssp­ielen nacheinand­er hat Madrid in Spanien jetzt getroffen – Topwert. Und: In der Champions League erzielte Real in den vergangene­n 37 Begegnunge­n immer mindestens ein Tor.

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Foto: AFP/Gabriel Bouys Cristiano Ronaldo im Madrider Bernabeu-Stadion

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