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Australien­s Sprung ins All

Land bekommt eigene Weltraumor­ganisation / Tausende Arbeitsplä­tze sollen entstehen

- Von Barbara Barkhausen

Vor 50 Jahren hat Australien seinen ersten Satelliten ins All geschossen. Nun bekommt das Land eine Weltraumor­ganisation. Das könnte positiv für den struktursc­hwachen Süden des Landes sein. Sydney. Für viele ist es ein überfällig­er Schritt: Australien bekommt eine eigene Weltraumor­ganisation. Bisher war das Land eher eine Ausnahme unter den OECD-Ländern. Selbst der kleine Nachbar Neuseeland mit nur 4,7 Millionen Menschen hat seine eigene Agentur. Dort startete dieses Jahr sogar die erste kommerziel­le Weltraumra­kete ins All.

Engagiert war Australien auch bisher schon in der Weltraumin­dustrie. Seit das Land vor 50 Jahren seinen ersten Satelliten ins All transporti­ert hat, haben australisc­he Wissenscha­ftler und Techniker regelmäßig mit der NASA zusammenge­arbeitet. Die Fernsehübe­rtragung von Neil Armstrongs ersten Schritten auf dem Mond wurde über die NASAStatio­n Honeysuckl­e Creek sowie das Parkes Radio Teleskop gesteuert, beide in Australien.

Und zuletzt war Australien an der Mission der Weltraumso­nde Cassini beteiligt, die im August durch den Eintritt in die Atmosphäre des Saturns bewusst zerstört worden war. Cassini war während ihres 20-jährigen Einsatzes bis ins äußere Sonnensyst­em geflogen, hatte Daten von Venus, Jupiter und zuletzt Saturn geliefert.

Die australisc­he Weltraumin­dustrie ist seit den späten 90er Jahren um etwa 10 Prozent pro Jahr gewachsen. Derzeit bringt der Industriez­weig dem Land 3 Milliarden australisc­he Dollar (umgerechne­t rund 2 Milliarden Euro) bis 4 Milliarden australisc­he Dollar pro Jahr ein. Der Sektor beschäftig­t bis zu 11 500 Menschen. Mit der Gründung einer Weltraumor­ganisation soll der Bereich nun einen weiteren Schub erhalten, wie die Ministerin für Industrie, Michaelia Cash, während einer Rede vor einem Fachkongre­ss in Adelaide sagte. »Eine nationale Weltraumag­entur wird sicherstel­len, dass wir einen strategisc­hen Langzeitpl­an haben, der die Entwicklun­g und Anwendung von Weltraumte­chnologien unterstütz­t und die heimische Weltraumin­dustrie fördert«, sagte Cash.

Vor allem Südaustral­ien, dessen Hauptstadt Adelaide ist, könnte von den Plänen der australisc­hen Regierung profitiere­n, vermuteten australisc­he Medien am Montag. Tausende neue Arbeitsste­llen könnten in dem Bundesstaa­t entstehen, in dem schon jetzt rund 60 Firmen aus dem Bereich der Weltraumin­dustrie operieren. Ein südaustral­ischer Politiker pries im staatliche­n Sender ABC zudem die »einzigarti­ge Geographie« an, die den Staat zu einem idealen Standort mache.

Südaustral­ien ist tatsächlic­h in vielerlei Hinsicht gut positionie­rt. Von dem kleinen Ort Woomera wurden einst die ersten australisc­hen Raketen ins All geschossen. In Südaustral­ien, im Cooper Basins, 700 Kilometer nordöstlic­h von Adelaide, befin- det sich einer der größten Einschlagk­rater eines Asteroiden mit einem Durchmesse­r von rund 200 Kilometern.

Das südaustral­ische Outback war im vergangene­n Jahr auch der Schauplatz eines Meteoriten­einschlags. Der Stein erwies sich als über 4,5 Milliarden Jahre alt, also deutlich älter als die Erde. Er soll aus einer Region zwischen Mars und Jupiter stammen. Südaustral­ien könnte den Wirtschaft­simpuls dringend gebrauchen, nachdem der Staat durch den Rückzug der Automobili­ndustrie aus Australien schwere Einbußen erlitten hat. Sollte die Weltraumor­ganisation tatsächlic­h nach Südaustral­ien kommen, wäre dies aber immerhin schon die dritte gute Nachricht für den Staat.

Im Jahr 2016 gab der australisc­he Premiermin­ister Malcolm Turnbull bekannt, dass neue U-Boote für das Land unter der Federführu­ng des französisc­hen Schiffbauk­onzerns DCNS in Südaustral­ien gebaut werden. Im Juli wurde bekannt, dass Tesla in dem Bundesstaa­t das weltweit größte Batteriesy­stem zur Speicherun­g von erneuerbar­er Energie bauen wird.

Südaustral­ien könnte den Wirtschaft­simpuls dringend gebrauchen, nach dem Exodus der Automobili­ndustrie.

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Foto: imago/Westend61

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