nd.DerTag

Reformen gegen Rechts

Kurt Stenger über die Forderung nach Umgestaltu­ng der EU

-

Eine Vertiefung der europäisch­en Integratio­n – mit diesem Rezept will Emmanuel Macron innenpolit­isch den aufstreben­den Rechtspopu­lismus und außenpolit­isch die wachsenden Nationalis­men in der EU bekämpfen. Statt wie mancher deutsche Politiker den demagogisc­hen Parolen teilweise Recht zu geben, will Frankreich­s jungdynami­scher Präsident lieber neue Europa-Euphorie mit einer mutigen Zukunftsvi­sion auslösen, die er bei einer Rede an der Sorbonne nun konkretisi­erte.

Dies ist gewiss der einzig erfolgvers­prechende Weg gegen Rechts, denn die EU bedarf dringend einer grundlegen­den Reform, auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen. Gerade die Staatsschu­ldenkrise und die großen Flüchtling­sbewegunge­n verdeutlic­hten, wie viel im Argen liegt. Mit einem Weiter-So oder kleineren Anpassunge­n je nach aktueller Lage ist es nicht getan.

Man muss nicht alle Ideen Macrons teilen: Mit mehr gemeinsame­n Militärans­trengungen oder Terrorbekä­mpfung wird man sicher nicht die skeptische­n Bürger begeistern. Auch nicht mit der Gründung diverser neuer EU-Institutio­nen. Aber es finden sich auch Perspektiv­en für ein fortschrit­tliches Europa von unten: eine gemeinsame Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik für die Eurozone, kontrollie­rt von gewählten Parlamenta­riern, Investitio­nsoffensiv­e und Entschärfu­ng der Austerität­sknute. Die Ansatzpunk­te auch für linke Politik liegen auf der Hand: Es geht nicht darum, eine neoliberal­e EU zu retten, sondern vor allem Europa sozialer zu machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany