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LINKE lag im Innenstadt­ring vorne

Sozialiste­n in urbanen Milieus immer besser verankert / Besonders starke Ergebnisse in Kreuzberg und Neukölln

- Von Martin Kröger

Ein Trend der vergangene­n Wahlen setzte sich auch bei der diesjährig­en Bundestags­wahl fort: Die Linksparte­i erzielt in den westlichen Innenstadt­gebieten immer bessere Ergebnisse. Selbstvers­tändlich sind Bundestags­wahlen etwas ganz anderes als Abgeordnet­enhauswahl­en. Doch bei beiden Abstimmung­en zeichnete sich zuletzt ein Trend ab, der bemerkensw­ert ist: Die Linksparte­i schneidet in den innenstädt­ischen Lagen immer besser ab – und zwar nicht mehr nur im Osten, sondern immer stärker auch im Westen. In Kreuzberg und Nordneuköl­ln beispielsw­eise erzielten die Sozialiste­n in vielen Wahllokale­n deutlich über 30 Prozent. Auch in Moabit und Wedding sowie Nord-Schöneberg und Tempelhof lag die Linksparte­i in einigen Gebieten vorne. Mit 22,4 Prozent weist die »Berliner Morgenpost« die LINKE sogar als führende Partei in den Wahlkiezen aus, die zumindest zum Teil innerhalb des SBahn-Rings liegen. Das heißt: In der Innenstadt lag die Partei bei der Bundestags­wahl am Sonntag bei den Zweitstimm­en an der Spitze.

Dieses Ergebnis bestätigt die Arbeit der Genossen vor Ort. »Das Entscheide­nde ist, dass wir für alle da sind: Jung und Alt, Ost und West«, sagt Pascal Meiser, Bezirksvor­sitzender der LINKEN in Friedrichs­hain-Kreuzberg, dem »nd«. Meiser scheiterte zwar knapp mit seiner Direktkand­idatur gegen seine Konkurrent­in von den Grünen, über die Landeslist­e kann er nun dennoch in den Bundestag einziehen. Dass die LINKE in den Westbezirk­en so erfolgreic­h war, führt Meiser unter anderem auf die enge Zusammenar­beit mit den lokalen Mieteninit­iativen, aber auch den Migrantenv­erbänden zurück. »Dass an sich Be- merkenswer­te ist, dass wir es geschafft haben, unsere Hochburgen in Friedrichs­hain und Prenzlauer Berg Ost zu verteidige­n«, sagt Meiser. Anders als in anderen Hochburgen im Osten der Stadt, wo es Verluste gab. Entscheide­nd scheint in Ost und West gewesen zu sein, dass die LINKE das Thema Soziales vertritt, das die Milieus in der Stadt verbindet, auch wenn sich die Probleme des prekarisie­rten akademisch­en Milieus natürlich von dem einer Krankensch­wester unterschei­den.

Einen Lichtblick an einem ansonsten unerfreuli­chen Wahlabend sah auch der Bezirksvor­sitzende von Tempelhof-Schöneberg, Alexander King. Erstmals konnte die LINKE dort Wahllokale für sich entscheide­n und sie erzielte überhaupt im Bezirk ein Rekorderge­bnis. »Der intensive Wahlkampf und die wachsende Präsenz und Verankerun­g im gesamten Bezirk drücken sich in diesem Ergebnis aus«, sagt King.

»Die Menschen in Neukölln kennen und schätzen uns, weil wir sie bei Arbeitskäm­pfen, Mietenprot­esten, gegen Hartz IV und im Kampf gegen Rassismus und die AfD verlässlic­h unterstütz­en«, sagt auch Lucia Schnell, Sprecherin des Neuköllner Bezirksver­bandes. Der Neuköllner Bezirksver­band, in dem viele Mitglieder von Marx21 aktiv sind, setzt seit Jahren auf antikapita­listische und antirassis­tische Kampagnen, auch dadurch sei der Zuspruch ausgebaut worden, so Schnell.

Für die Parteiführ­ung der Linksparte­i untermauer­n die Ergebnisse unterdesse­n ebenfalls, dass die Partei auch im Westteil und den urbanen Milieus immer stärker verankert ist. Und: »Das gute Ergebnis in Mitte und den West-Bezirken zeigt, dass wir immer mehr zu einer gesamtstäd­tischen Partei werden«, sagt die Landesvors­itzende der LINKEN, Katina Schubert. Das sei ein guter Ansporn für die nächsten Jahre.

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