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Es kommt der Tag der Kreisrefor­m – trotz alledem

SPD und LINKE halten auch nach ihren Verlusten bei der Bundestags­wahl an dem Vorhaben fest

- Von Wilfried Neiße

Die umstritten­e Kreisgebie­tsreform soll in Brandenbur­g nicht abgesagt werden, nicht einmal aufgeschob­en. Das versichern SPD und LINKE. SPD und LINKE sehen nach der Bundestags­wahl keinen Anlass, vom umstritten­en Vorhaben Kreisgebie­tsreform abzulassen. Dass das schlechte Abschneide­n beider Parteien in Brandenbur­g zu einer Fehlerdisk­ussion führen könnte, darauf waren ihre Protagonis­ten am Dienstag nicht erpicht.

Er sei dagegen, jetzt die Kreisrefor­m abzusagen oder zu verschiebe­n, erklärte Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs. Eine Debatte darüber nannte er »weder hilfreich noch zielführen­d«. Auch ein Aussetzen der Reform komme nicht infrage. Denn: »Das wäre eine Absage.« Nach einer Besprechun­g in der Linksfrakt­ion garantiert­e Christoffe­rs die Stimmen der Abgeordnet­en seiner Partei für die Kreisrefor­m. Christoffe­rs bestätigte dabei allerdings, dass es an der Parteibasi­s und in den Kreistagen »viel Diskussion« um dieses Thema gibt.

Die SPD in Cottbus hatte am Montag vorgeschla­gen, ein Moratorium zu verkünden, das heißt, das Projekt auszusetze­n. Eine solche Position habe die Abgeordnet­e Kerstin Kircheis in der SPD-Fraktionss­itzung am Dienstag vertreten, bestätigte SPDFraktio­nschef Mike Bischoff. Doch habe die Fraktion am Ende einstimmig dafür votiert, das Reformproj­ekt fortzusetz­en. Der CDU bescheinig­te Bischoff vor, Opfer eines politische­n Klimas geworden zu sein, das sie selbst geschürt habe. Er forderte die Christdemo­kraten auf, »zur Vernunft zu kommen« und sich nicht länger zu verweigern.

Bischoff verteidigt­e die Entscheidu­ng der Bundes-SPD, künftig auf Bundeseben­e die Rolle einer Opposition­spartei anzunehmen. Alles andere hätte »bei vielen Stirnrunze­ln ausgelöst«, meinte er. Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Albrecht Gerber (SPD) sieht das nicht ganz so. Bei einem SPD-Empfang der Handwerks- kammern am Montag verwies Gerber darauf, dass im Falle einer JamaikaKoa­lition im Bundestag drei von vier Parteien an der Macht wären, die seiner Ansicht nach mit den Interessen Ostdeutsch­lands nichts oder fast nichts zu tun haben – die bayerische CSU und die eher in Westdeutsc­hland verankerte­n Parteien FDP und Grüne. Insofern sei es problemati­sch gewesen, seitens der SPD gegenüber Kanzlerin Angela Merkel (CDU) »die Tür zuzuschlag­en und den Schlüssel aus dem Fenster zu werfen«.

Über Fehler in der Politik seiner Partei mochte Bischoff nicht reden. Auf eine entspreche­nde Frage begann er, neben dem erst lange vergeblich von der Linksparte­i geforderte­n Mindestloh­n auch andere Erfolge aufzuzähle­n.

Linksfrakt­ionschef Christoffe­rs sagte, die Flüchtling­sfrage sei für viele Wähler eine Projektion­sfläche gewesen, auf der auch andere Aspekte der Unzufriede­nheit zum Ausdruck gekommen seien. Ungelöste Fragen im Bereich Pflege und Rentenhöhe sowie Zukunftsän­gste würden mit hi- neinspiele­n. Im mittleren akademisch­en Bereich werde nur noch mit Zeitverträ­gen gearbeitet, es gebe Absturzäng­ste im Mittelstan­d.

»Die Menschen wollen Schuldige finden.« Christoffe­rs wies auf das Sozialstaa­tsversprec­hen hin, wonach der Flüchtling­e wegen keine Schlechter­stellung der Brandenbur­ger zugelassen werde. Dennoch tauche die Frage auf, warum es bei bestimmten Sachverhal­ten keine Lösungen gebe. Bezogen auf die Problemlag­en sei eine »wachsende Ungeduld« vorhanden. Ein Verständni­s dafür, dass Lösungen manchmal auch Zeit benötigen, sei immer weniger vorhanden. »Das verspüren wir überall.« Absurd nannte Christoffe­rs das Verlangen der CDU nach Neuwahlen in Brandenbur­g, da die CDU hier bei der Bundestags­wahl selbst 8,1 Prozent der Stimmen verloren habe und damit mehr als SPD (minus 5,5 Prozent) und LINKE (minus 5,2).

Auch Grünen-Landeschef Clemens Rostock lehnte den Neuwahlvor­schlag ab. Bis zur Wahl 2019 müsse die CDU sich »noch gedulden«.

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