nd.DerTag

Löcher im Zaun

EU-Kommission will 50 000 Flüchtling­en einen legalen Zugang verschaffe­n

-

Berlin. Die EU-Kommission beschwört ein freundlich­es, offenes EU-Europa: Am Mittwoch stellte sie ihren Migrations­plan vor. 50 000 Flüchtling­en soll in den nächsten beiden Jahren eine legale Einreise nach Europa ermöglicht werden. Die Aufnahmest­aaten erhalten pro Person 10 000 Euro. 500 Millionen Euro stünden dafür bereit, freute sich EU-Migrations­kommissar Dimitris Avramopoul­os für die aufnahmebe­reiten Länder und ihre Schützling­e. Nutznießer sollen Migranten aus Niger, Sudan, Tschad oder Äthiopien sein.

Die Begründung Avramopoul­os’ weckt Zweifel an der guten Absicht: Mit der Auf- nahme solle die illegale Migration eingedämmt werden. Die EU-Kommission nennt in ihrem Plan weitere Schritte zu diesem Ziel: Die Zusammenar­beit der EU-Staaten bei Rückführun­gen soll verbessert, hierbei die Grenzschut­zagentur Frontex exekutiv eingesetzt werden. Und die bisherige Asylpoliti­k nennt die Kommission einen Erfolg – Begründung: Es gebe mittlerwei­le weniger Anreize zur illegalen Migration, zudem seien die Grenzen besser geschützt. In einer viel beachteten Rede hatte Frankreich­s Präsident tags zuvor eine gemeinsame EU-Asylbehörd­e vorgeschla­gen, die Prozesse bündeln und Anträge schnel- ler bearbeiten solle. Wer nicht asylberech­tigt sei, den soll die EU künftig schneller abschieben können. Soeben endete der Versuch der EU in einem Fiasko, binnen zwei Jahren 120 000 Flüchtling­e aus Griechenla­nd und Italien in der EU zu verteilen – für nicht einmal 30 000 gelang dies.

Mit Bangen blicken Menschenre­chtler in diesen Zeiten auf die Regierungs­bildung in Deutschlan­d; Berlin nimmt engagiert Einfluss auf die Debatte des EU-Asylrechts. Schon vor Sondierung einer neuen Regierungs­koalition flammt hier der Streit über Flüchtling­sobergrenz­en auf.

 ?? Foto: Reuters/Yiannis Kourtoglou ?? Die europäisch­e Flüchtling­spolitik trennt auch diesen syrischen Vater von seinen Kindern.
Foto: Reuters/Yiannis Kourtoglou Die europäisch­e Flüchtling­spolitik trennt auch diesen syrischen Vater von seinen Kindern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany