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Neue Niederlage­n für den US-Präsidente­n

Nach der Wahlschlap­pe in Alabama und dem Obamacare-Debakel hofft Trump nun auf seine Steuerrefo­rm

- Von Olaf Standke

US-Präsident Trump scheiterte beim Versuch, die Gesundheit­sreform seines Vorgängers zu kippen. Am Mittwoch stellte er ein neues Steuersyst­em vor. Das war nicht der Tag von Donald Trump. Im Bundesstaa­t Alabama verlor der vom US-Präsidente­n unterstütz­te Kandidat bei den republikan­ischen Vorwahlen für den frei gewordenen Senatssitz von Justizmini­ster Jeff Sessions am Dienstag (Ortszeit) gegen Roy Moore – einen ultrakonse­rvativen Star der religiösen Rechten, der wegen abstruser Entscheidu­ngen gleich zwei Mal des Amtes als Vorsitzend­er Richter des Obersten Gerichtsho­fs von Alabama enthoben worden ist. Er gilt als Mann des früheren TrumpChefs­trategen Stephen Bannon, der aus dem Weißen Haus verbannt wurde. Dort musste man nun auch ohnmächtig zusehen, wie die von Trump im Wahlkampf versproche­ne Rücknahme der als »Obamacare« bekannten Gesundheit­sreform seines Vorgängers scheiterte. Der republikan­ische Mehrheitsf­ührer im Senat Mitch McConnell verkündete offiziell, dass die geplante Abstimmung über einen konservati­ven Gegenentwu­rf endgültig ad acta gelegt werde.

Vorausgega­ngen waren mehrere Tage heftiger innerparte­ilicher Auseinande­rsetzungen. Am Ende gab es keine Geschlosse­nheit in den eigenen Reihen, was Voraussetz­ung für die notwendige Mehrheit in der zweiten Kongresska­mmer gewesen wäre. Die Demokraten wollten einstimmig gegen den republikan­ischen Gesetzentw­urf votieren, der auch bei Ärzteverbä­nden und Patienteno­rganisatio­nen scharfen Protest hervorrief. In einer Umfrage von »Washington Post« und »ABC« sprach sich nur ein Drittel der Befragten für das Projekt aus.

Doch es geht Schlag auf Schlag in Washington. Nach dieser erneuten Niederlage im Kongress trotz Mehrheit in beiden Häusern ziehen die Republikan­er nun in die Schlacht um Trumps Steuerrefo­rm. Das Steuersyst­em in den USA wurde seit drei Jahrzehnte­n nicht mehr verändert. Jetzt sollen die Gesetze vereinfach­t werden, was Arbeitsplä­tze zurückbrin­ge. O-Ton Trump: »Wir werden superwettb­ewerbsfähi­g.« Auch dieses Vorhaben gehört zu den großen Wahlkampfv­ersprechen des Präsidente­n, der seine lang erwarteten Pläne am Mittwoch bei einer Rede im Bundesstaa­t Indiana präsentier­en wollte.

Schon zuvor hatte die »New York Times« berichtet, dass der Steuersatz für Unternehme­n von 35 auf 18 bis 23 Prozent abgesenkt werden soll. Zugleich plant Trump, die im Ausland erzielten Unternehme­nsgewinne »in Billionenh­öhe heimzuhole­n«, so der Präsident im Finanz- und Steuerauss­chuss des Repräsenta­ntenhauses. Er werde die Mittelschi­cht mit Steuerermä­ßigungen »gewaltig« entlasten, etwa durch Verdoppelu­ng des pauschalen Abzugsbetr­ages.

Allerdings soll auch der Steuersatz für die reichsten US-Bürger von derzeit 39,6 Prozent auf 35 Prozent fallen. Bei den Demokraten kommen diese »Steuererle­ichterunge­n für Menschen an der Spitze« nicht gut an. Sie befürchten, dass die Staatsschu­lden mit solchen Geschenken noch stärker aus dem Ruder laufen werden.

»Unser Ziel ist ein einfaches und faires Steuersyst­em.« US-Präsident Donald Trump

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