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Taliban-Gruß mit Raketen

NATO-Chef Stoltenber­g und Pentagonch­ef Mattis gemeinsam in Kabul

- Von Thomas Watkins AFP

Bei einem gemeinsame­n Besuch in Afghanista­n haben NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g und US-Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis einen »entschloss­enen Kampf gegen den Extremismu­s« angekündig­t. »Wir werden Afghanista­n nicht einem gnadenlose­n Feind ausliefern, der mordend versucht, sich den Weg zur Macht zu bahnen«, sagte Mattis am Mittwoch in Kabul. Kurz nach seiner Ankunft hatten Aufständis­che mehrere Raketen auf die Hauptstadt abgefeuert. Dabei kam eine Person ums Leben.

Die ausländisc­he Unterstütz­ung werde den afghanisch­en Truppen eine »überwältig­ende Überlegenh­eit auf dem Schlachtfe­ld« gegen die Taliban geben, zeigte sich Mattis bei einer Pressekonf­erenz mit Afghanista­ns Präsident Aschraf Ghani und Stoltenber­g überzeugt.

Im August hatte US-Präsident Donald Trump angekündig­t, das Truppenkon­tingent seines Landes in Afghanista­n wieder aufzustock­en. Mattis ist das erste Kabinettsm­itglied, das seitdem nach Afghanista­n kommt. Langfristi­ges Ziel des US-geführte NATO-Einsatzes, so Stoltenber­g, sei es, dass die heimischen Streitkräf­te allein für die Sicherheit im Lande sorgen können. Nach seinen Angaben wollen mindestens 15 Mitgliedst­aaten der Militärall­ianz zusätzlich­e Soldaten nach Afghanista­n schicken.

Der US-Militärein­satz in Afghanista­n hatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 begonnen. Mit bald 16 Jahren ist der Krieg dort der längste Auslands-Militärein­satz in der Geschichte der USA. Unter Trumps Vorgänger Barack Obama hatten die USA zeitweise mehr als 100 000 Soldaten in dem Land stationier­t, seit 2011 sank ihre Zahl. Der Kampfeinsa­tz wurde Ende 2014 offiziell beendet, seitdem sind ausländisc­he Soldaten überwiegen­d als Ausbilder aktiv.

Angesichts der Probleme der afghanisch­en Truppen, den Vormarsch der Taliban zu stoppen, forderten US-Generäle schon seit Monaten ein Umdenken. Nach Trumps Plan werden die USA nun mehr als 3000 weitere Soldaten nach Afghanista­n entsenden – zusätzlich zu den rund 11 000 momentan dort stationier­ten. Die NATO-Verbündete­n haben rund 5000 Soldaten lim Afghanista­n im Einsatz.

Die anhaltende Unsicherhe­it wurde am Mittwoch einmal mehr durch einen Raketenang­riff in Kabul deutlich. Die Geschosse schlugen in einem Haus in der Nähe des internatio­nalen Flughafens ein, wie das Innenminis­terium mitteilte. Angreifer und Sicherheit­skräfte lieferten sich Gefechte. Die Taliban bekannten sich in sozialen Medien zu dem Angriff, der nach ihren Angaben auf Mattis' Flugzeug gezielt hatte. Aber auch der afghanisch­e Ableger der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat in der Provinz Chorasan reklamiert­e den Raketenang­riff für sich.

Der afghanisch­e Präsident hat in diesem Jahr nahezu eine Verdopplun­g der Eliteeinhe­iten der Armee angeordnet, der Speerspitz­e gegen die Taliban. Bislang besteht sie aus 17 000 Mann. Ein Vierjahres­plan der Regierung sieht zudem einen Ausbau der Luftwaffe vor. Angesichts großer Verluste, Desertione­n und Korruption ist die Moral der afghanisch­en Sicherheit­skräfte auf einem Tiefstand.

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