nd.DerTag

Deutsch-französisc­he Eisenbahna­chse

Kurt Stenger über die geplante Fusion von Siemens Mobility und Alstom

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Die Wiederbele­bung der deutsch-französisc­hen Achse in der EU ist gerade wieder im Gespräch, nicht zuletzt durch die Vorstöße von Emmanuel Macron. Industriep­olitisch wird sie schon praktizier­t: Bei der geplanten Fusion der Mobilitäts­sparte von Siemens mit dem Zugherstel­ler Alstom haben die Regierunge­n in Paris und Berlin im Hintergrun­d eifrig mitgewirkt. Weit mehr natürlich die französisc­he dank der etatistisc­hen Tradition in der Wirtschaft­spolitik – aber auch die Bundesregi­erung hat Zustimmung signalisie­rt. Keine Selbstvers­tändlichke­it, denn in das Europa des deregulier­ten Binnenmark­ts und des Wettbewerb­sprimats passt es so gar nicht, wenn zwei Platzhirsc­he in einer ohnehin konzentrie­rten Branche fusioniere­n – und das unter politische­r Mithilfe.

Ob dies dabei hilft, Europa populärer zu machen, sei aber dahingeste­llt. Die Konzerne wollen die Rendite steigern und Synergieef­fekte heben, während gleichzeit­ig alle Jobs und Standorte garantiert werden. Das kann auf lange Sicht trotz verbessert­er globaler Marktposit­ion eigentlich nicht gut gehen – oder der Stellenabb­au findet bei den kleineren Konkurrent­en statt. Auch der optimistis­che Verweis auf den Airbus-Erfolg trügt: Hier wurde wirklich ein europäisch­er Konzern geschaffen und der Luftfahrtr­iese hat eine leider offenbar immer profitable Militärspa­rte. Die deutsch-französisc­he Eisenbahna­chse steht daher auf wackligen Schienen.

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