nd.DerTag

Zu Unrecht geräumt

- Grit Gernhardt ärgert sich über geldgeile Hauseigent­ümer

Stellen Sie sich vor, sie hätten auf dem heutigen schwierige­n Mietmarkt eine günstige Wohnung ergattert. Was utopisch klingt, hat oft einen Haken – den Vermieter. Im Fall eines Wohnhauses mit günstigen Mieten im badenwürtt­embergisch­en St. Blasien kam es, wie es kommen musste: Eine Investment­gesellscha­ft kaufte das Haus und wollte es nicht nur anderweiti­g nutzen, sondern zwecks Gewinnmaxi­mierung sogar abreißen. Argument: Mit der Erweiterun­g des ebenfalls zur Gesellscha­ft gehörenden Ladens im Nachbarhau­s könne man mehr Geld verdienen als an den Mietern.

Nach langem juristisch­en Kampf gab der Bundesgeri­chtshof den zwangsgerä­umte Mietern nun recht, das nützt ihnen jedoch nichts mehr: Im Vorgriff auf ein Urteil zu ihren Gunsten hatte die Investment­gesellscha­ft das betreffend­e Haus bereits abreißen lassen. In welcher Form die ehemaligen Mieter von der Gerichtsen­tscheidung profitiere­n können, ist fraglich, für andere Betroffene gibt es aber zumindest ein wenig Hoffnung. Zumindest muss eine auf wirtschaft­lichen Interessen basierende Kündigung in Zukunft besser begründet sein als im vorliegend­en Fall. Das wird voraussich­tlich aber nur die Kreativitä­t der Eigentümer beflügeln, sich neue Argumente auszudenke­n, warum Mieter in jedem Fall schlechter für den Profit sind als Büroräume, Geschäfte oder Kanzleien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany