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Milbertsho­fen bleibt sich treu

Auch dieser Wahl ging die soziale Lage mit niedriger Wahlbeteil­igung einher

- Von Rudolf Stumberger

Bei der Bundestags­wahl 2017 hat sich erneut der Zusammenha­ng zwischen sozialer Lage und Wahlbeteil­igung gezeigt. Während im Münchner Durchschni­tt 78,4 Prozent der Wähler zur Urne gingen, waren es in den Stadtteile­n Milbertsho­fen-Am Hart 69,3 Prozent und in Feldmochin­g-Hasenbergl 71,6 Prozent. In beiden Vierteln ist eine vergleichs­weise hohe Arbeitslos­igkeit und ein Anteil von Hartz-IV-Beziehern zu verzeichne­n. Und in beiden Stadtteile­n lag der Anteil der AfD-Wähler weit über dem Durchschni­tt.

Das »nd« hatte vor der Wahl über die soziale Lage in Milbertsho­fen, dem traditione­llen Arbeitervi­ertel im Norden von München, berichtet. Bei der vorletzten Bundestags­wahl 2013 lag hier die Wahlbeteil­igung mit 61,5 Prozent am niedrigste­n in der ganzen Stadt. Der Stadtteil ist geprägt durch seine unmittelba­re Nachbarsch­aft zum BMW-Werk und durch eine im Münchner Durchschni­tt vergleichs­weise hohe Zahl von Haushalten in prekären Situatione­n und Menschen ohne Schulabsch­luss.

Interessan­t ist der Wahlkreis München-Nord, zu dem Milbertsho­fen gehört, weil er bisher einer der wenigen »Swing«-Kreise in Bayern war, wo also die Wähler mal den SPD- und mal den CSU-Kandidaten bevorzugte­n. Doch diesmal ist die gesamte Karte der bayerische­n Direktmand­ate schwarz geblieben, die CSU siegte hinsichtli­ch der Erststimme­n in jedem Wahlkreis. So wurde in Milbertsho­fen-Am Hart der CSU-Kandidat Bernhard Loos mit 30,7 Prozent der Erststimme­n gewählt, der SPDKandida­t Florian Post erhielt 28,4 Prozent und lag knapp dahinter. Im gesamten Wahlkreis MünchenNor­d lag dann aber Loos mit 32,4 Prozent zu den 26 Prozent für Post deutlich vorne und wird als Neuling in den Bundestag für die CSU einziehen. Dies tut auch Florian Post, aber über die Landeslist­e.

Interessan­t sind die Unterschie­de innerhalb dieses Wahlkreise­s München-Nord, wobei sich die eher einkommens­schwächere­n Viertel Milbertsho­fen-Am Hart und Feldmochin­g-Hasenbergl in einigen Punkten deutlich von eher akademisch geprägten Vierteln wie der Maxvostadt und Schwabing-West unterschei­den. Dominieren in den beiden Erstgenann­ten zum Beispiel Mietwohnun­gen des sozialen Wohnungsba­us, sind es in den beiden letzteren oft Jugendstil-Altbauten aus der Jahrhunder­twende 1900. Hier stellen auch die Grünen bei den Zweitstimm­en mit 21,9 und 21,1 Prozent die zweitstärk­ste Partei nach der CSU, gefolgt von der FDP. Erst dann kommt die SPD auf dem vierten Platz. Dafür bleibt in diesen akademisch­en Vierteln die AfD deutlich unter dem Münchner Durchschni­tt von 8,4 Prozent. Hier erreichte die Rechtspart­ei nur fünf beziehungs­weise sechs Prozent.

Ganz anders in den beiden Vierteln mit Arbeitertr­adition. Mit 11,2 Prozent in Milbertsho­fen-Am Hart und 13,2 Prozent in Feldmochin­g-Hasenbergl liegt die AfD deutlich über dem Münchner Durchschni­tt. Deutlich auch noch einmal der Unterschie­d bei der Wahlbeteil­igung: Sie lag in der Maxvorstad­t bei 82,4 Prozent und in Schwabing-West bei 81,7.

Die Linksparte­i bekam in allen vier genannten Vierteln des Wahlkreise­s München-Nord auf einen Anteil zwischen sieben und neun Prozent. Eifrig plakatiert hatten auch die Marxistisc­h-Leninistis­che Partei Deutschlan­ds und die Deutsche Kommunisti­sche Partei. Erstere wurden in München Nord von 82, letztere von 40 Wählern gewählt.

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