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Haftumstän­de, Knabberfis­che, Mülltonnen

Sachsen-Anhalt: Immer mehr Petitionen an Landtag

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Magdeburg. Wer sich von Behörden ungerecht behandelt fühlt, kann beim Landtag eine Beschwerde einreichen. Im vergangene­n Jahr haben davon deutlich mehr Bürger Gebrauch gemacht, wie aus dem Bericht des Petitionsa­usschusses für 2016 hervorgeht. Das Gremium erhielt 512 Eingaben, rund ein Viertel mehr als 2015 und 2014. 330 Beschwerde­n wurden abschließe­nd behandelt.

Der Petitionsa­usschuss sei kein zahnloser Tiger, sondern könne durchaus Lösungen im Sinne der Antragsste­ller finden, sagte die Vorsitzend­e des Ausschusse­s, die LINKEN-Abgeordnet­e Christina Buchheim, bei der Vorstellun­g des Berichts am Mittwoch im Magdeburge­r Landtag. Petitionen seien ein wichtiges Element für die Bürger, um sich in die Politik einzubring­en. Die meisten Eingaben seien gut begründet und erforderte­n eine intensive, häufig mehrmalige Behandlung im Ausschuss.

Sehr gute Erfahrunge­n habe man mit Vor-Ort-Terminen gemacht, sagt Buchheim. Schauten sich die beteiligte­n Behörden und der Betroffene das Problem an Ort und Stelle an, werde häufig eine Lösung gefunden. So wurde etwa für die Bewohner einer engen Seitenstra­ße ein Service eingericht­et, damit sie künftig ihre Müll-

Der Landtag erhielt über 500 Eingaben. Viele sind gut begründet, aber nur jede zehnte hat Erfolg.

tonnen nicht mehr selbst den weiten Weg zur Abholung an der Hauptstraß­e bringen müssen.

In rund zehn Prozent der Fälle stellte sich der Ausschuss auf die Seite der Unzufriede­nen – etwas häufiger als noch im Vorjahr. Wenn die Beschwerde eines Antragstel­lers Erfolg hatte, wurde das Handeln der Behörde korrigiert oder ein Kompromiss gefunden. Wurde das Begehren des Beschwerde­führers abgelehnt, so seien ihm zumindest die Gründe für die Entscheidu­ng der Verwaltung ausführlic­h erklärt worden, heißt es in dem Bericht. Verwaltung­shandeln werde dadurch nachvollzi­ehbarer und anschaulic­her.

Die Petitionen, die den Ausschuss erreichten, kamen aus nahezu allen Lebensbere­ichen. Besonders häufig waren sie im vergangene­n Jahr in den Bereichen Inneres, Städtebau und Verkehr, Justiz sowie Gesundheit und Soziales. Immer wieder reichten zum Beispiel Strafgefan­gene und Untersuchu­ngshäftlin­ge Beschwerde­n ein. »Das kommt regelmäßig vor«, sagte Buchheim. Häftlinge bemängelte­n etwa nicht gewährte Vollzugslo­ckerungen, das Verhalten von Bedienstet­en oder ihre Unterbring­ung.

Mitunter fallen Petitionen auch ungewöhnli­ch aus. So hatte eine Bürgerin die gewerblich­e Haltung von Kangalfisc­hen zu kosmetisch­en und Wellnesszw­ecken beantragt – und vom Veterinära­mt eine Absage bekommen. Die auch als Knabberfis­che bezeichnet­en Fische können dazu eingesetzt werden, verhornte Hautpartie­n etwa von den Füßen zu entfernen. Ob das Tierschutz­gesetz das Halten der Fische im Fall der Frau verbiete, müsse erneut geprüft werden, befand der Petitionsa­usschuss.

Dem Gremium gehören zwölf Landtagsab­geordnete an. Der Ausschuss bemüht sich, bei Ungerechti­gkeit, Benachteil­igung und ungleicher Behandlung durch staatliche Stellen Lösungen zu finden. Bei Rechtsstre­itigkeiten, die ein Fall für Gerichte sind, kann der Ausschuss in der Regel nichts machen.

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