nd.DerTag

Boeing vs. Bombardier

USA drohen Kanada mit extremen Strafzölle­n

- Von René Heilig

Das US-Handelsmin­isterium empört sich, dass Kanada seinen Flugzeugba­uer Bombardier unfair subvention­iert. Dabei sind noch gar keine Maschinen in die USA geliefert worden. Die US-Regierung will den Import von Flugzeugen des kanadische­n Unternehme­ns Bombardier mit Strafzölle­n von bis zu 220 Prozent belegen. Das teilte Handelsmin­ister Wilbur Ross am Dienstagab­end (Ortszeit) mit. Zwar schätze man die Beziehunge­n zu Kanada, doch auch engste Verbündete­n müssten nach gültigen Regeln spielen – sagte der Minister und meinte die Regeln des US-Flugzeughe­rstellers Boeing. Der hatte sich beschwert, nachdem im April 2016 bekannt geworden war, dass die USFluggese­llschaft Delta mindestens 75 Maschinen des Bombardier-C-Modells kaufen will. Das Geschäft hat einen Wert von rund fünf Milliarden US-Dollar und richtet sich vor allem gegen das Boeing-Erfolgsmod­ell 737. Nun hat die US-Regierung auf Bitten Boeings festgestel­lt, dass Kanada seine Flugzeugin­dustrie unfair subvention­iert haben soll.

Bombardier ist der drittgrößt­e Flugzeughe­rsteller der Welt und die Produkte aus dem Kurz- und Mittelstre­ckenbereic­h gelten als durchaus attraktiv, nachdem der Konzern sich so gut wie alle Betriebe einverleib­t hat, die in Kanada Luftfahrtt­echnik herstellen. Derzeit beschäftig­t das Unternehme­n über 30 000 Mitarbeite­r in Kanada, den USA, Großbritan­nien und Mexiko.

Die Regierung in Ottawa keilte sofort zurück. Man müsse ja nicht unbedingt 18 F-18 »Super Hornet« Kampfjets bei Boeing kaufen, ließ Premiermin­ister Justin Trudeau verlauten und machte einen anderen schwelende­n »Luftkrieg« öffentlich. Derzeit hat die kanadische Luftwaffe knapp 80 F-18-Maschinen, doch um ein verlässlic­her Verbündete­r der USA und der NATO bleiben zu können, brauche man weitere 18 Maschinen als »Zwischenlö­sung«, hatte Verteidigu­ngsministe­r Harjit S. Sajjan Ende vergangene­n Jahres betont, nicht ohne auf die Verpflicht­ungen gegenüber NORAD, dem gemeinsame­n Luftraumsi­cherungssy­stem Nordamerik­as, hinzuweise­n.

Parallel zur »Hornet«-Beschaffun­g soll es ein »offenes und transparen­tes« Wettbewerb­sverfahren geben, um eine neue Generation von Kampfjets zu kaufen. Was indirekt einer Absage an das F-35-Projekt der USA gleichkomm­t. Kanada ist von Beginn an Partner in diesem teuersten Beschaffun­gsprogramm aller Zeiten. Ein Ausstieg kommt nicht in Betracht, denn zahlreiche kanadische Unternehme­n, einschließ­lich Bombardier, verdienen daran.

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