nd.DerTag

Der Verlierer heißt Lederer

Christian Baron kritisiert die Räumung der Berliner Volksbühne

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Welche Partei stellt in Berlin eigentlich den Kultursena­tor? Wer am Donnerstag das Polizeiauf­gebot vor der durch Künstler und Aktivisten bespielten Volksbühne gesehen hat, müsste auf SPD, Grüne, CDU, FDP oder AfD tippen. Klaus Lederer aber ist Mitglied der Linksparte­i. Und er hat Menschen aus dem Gebäude werfen lassen, die seinen eigenen Wahlkampfs­logan aus dem Jahr 2016 endlich in die große Öffentlich­keit tragen wollten: » ... und die Stadt gehört euch!«

Die neue Volksbühne als Symbol neoliberal­er Umwälzunge­n sollte zu einem offenen Raum werden, um Lösungen für urbane Probleme zu finden: steigende Mieten, Privatisie­rung, Umweltkoll­aps. Dabei geht es nicht nur um Berlin. Von Hamburg über Leipzig bis nach Köln und München vollzieht sich ein Schritt der seit Jahrhunder­ten in kapitalist­ischen Staaten stattfinde­nden Enteignung der Bevölkerun­g.

Es ist kein Zufall, dass Medienkomm­entare im Laufe der knapp einwöchige­n Aktion den Vergleich zur Roten Flora in Hamburg bemühten. »Linksextre­misten«, das salbadern viele Journalist­en seit Monaten, seien eine Gefahr für die Demokratie. Wer die virtuellen Krawallbox­en aufdreht, muss nicht über reale Eigentumsv­erhältniss­e reden. Lederer gab dem Druck der »Besetzungs­gegner« nach und billigte die Räumung des Theaters – durch einen Nebenausga­ng. Spätestens durch sein diese Farce rechtferti­gendes Statement vom Donnerstag­nachmittag hat der Politiker klargemach­t, auf wessen Seite er steht.

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