nd.DerTag

Trumps Steuertrau­m

Kritik der US-Demokraten

- Von Olaf Standke

Donald Trump braucht nach seinen jüngsten Schlappen dringend einen politische­n Erfolg. Die laut Eigenlob größte Steuerrefo­rm der USA seit über 30 Jahren soll ihn bringen. Der milliarden­schwere frühere Baulöwe sprach am Mittwoch in Indianapol­is von einer Gelegenhei­t, die sich jeder Generation nur einmal biete. Die umfassende Neuordnung des Steuersyst­ems gehört zu den wichtigste­n Wahlverspr­echen des US-Präsidente­n, der sich im Unterschie­d zu vielen Vorgängern bislang weigert, seine eigene Steuererkl­ärung zu veröffentl­ichen.

Laut Weißem Haus würden vom neuen Gesetz alle profitiere­n. Der Spitzenste­uersatz für Reiche solle von 39,6 auf 35 Prozent sinken, daneben seien mit 25 und zwölf Prozent nur noch zwei statt bisher sieben Steuerklas­sen geplant. Trump schlägt Freibeträg­e von 12 000 Dollar für Alleinsteh­ende und 24 000 Dollar für Ehepaare vor. Die Körperscha­ftssteuer für Unternehme­n soll von 35 auf 20 Prozent verringert werden; ursprüngli­ch hatte Trump sogar auf 15 Prozent plädiert. Ziel sei es, Arbeitsplä­tze zu schaffen und das Steuerrech­t zu vereinfach­en sowie gerechter zu machen.

Bei den opposition­ellen Demokraten stießen die Vorschläge auf heftige Kritik. «Mit diesem Plan würden die reichsten Amerikaner und Konzerne einen Reibach machen, während Amerikaner aus der Mittelschi­cht die Dummen wären«, so Senator Chuck Schumer. Der größte Gewerkscha­ftsdachver­band der USA sprach von einem »Betrug« an der arbeitende­n Bevölkerun­g, weil Sozial- und Infrastruk­turausgabe­n gefährdet würden. Zumal der Präsident weitgehend offen ließ, wie seine Reform finanziert werden soll, ohne die aktuell 20 Billionen Dollar Staatsschu­lden weiter aufzublähe­n. Trump wolle Steuersenk­ungen mit Schulden finanziere­n, so der Vorwurf.

Die Haushaltse­xperten vom CRFB-Institut errechnete­n für ein Jahrzehnt ein mögliches Steuersenk­ungsvolume­n von 5,8 Billionen Dollar. Da nur 3,6 Billionen Dollar durch Steuererhö­hungen kompensier­t werden könnten, dürfte das Vorhaben den Staat unterm Strich 2,2 Billionen Dollar kosten. Das sind nicht die einzigen Leerstelle­n in Trumps Plan. Besonders strittige Punkte will er dabei dem US-Kongress zur Klärung überlassen. Der soll etwa entscheide­n, ab welchem Einkommen welcher Steuersatz zum Tragen kommt. Solche und andere Fragen könnten auch zu neuen Grabenkämp­fen in seiner eigenen Partei führen.

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