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Thüringen will nicht allein für DDR-Kaligruben zahlen

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Erfurt. Das rot-rot-grün regierte Thüringen will einen neuen Anlauf starten, um den Bund an den hohen Kosten für unterirdis­che Sicherungs­arbeiten in stillgeleg­ten Kali-Bergwerken zu beteiligen. »Wir werden auf die neue Bundesregi­erung zugehen«, sagte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (LINKE) am Mittwoch im Landtag in Erfurt. Der Bund habe die Kosten für die Sanierung der ehemaligen Uranbergba­ugebiete in Thüringen und Sachsen übernommen und auch eine gute Rolle bei der Rekultivie­rung von Braunkohle­gebieten in Ostdeutsch­land gespielt, sagte Ramelow. Deshalb sei es unverständ­lich, dass Thüringen allein die Kosten für alte Kali-Bergwerke der DDR tragen solle.

Thüringen zahlt an den KaliKonzer­n K+S (Kassel) für Sicherungs­arbeiten in den stillgeleg­ten Kalibergwe­rken Merkers und Springen (Wartburgkr­eis) nach Angaben des Grünen-Abgeordnet­en Roberto Kobelt jährlich etwa 20 Millionen Euro. Grund sind Verträge aus den 1990er Jahren, die das Unternehme­n von den Kosten freistelle­n. K+S hatte nach der deutschen Vereinigun­g mehrere Kali-Gruben in der WerraRegio­n an der Landesgren­ze zu Hessen übernommen. In Thüringen produziert noch das KaliWerk Unterbreiz­bach.

Weil es im Bergwerk Springen Wassereinb­rüche gibt, ist von »Ewigkeitsk­osten« die Rede – Sicherungs­arbeiten sind wahrschein­lich dauerhaft nötig, um beispielsw­eise Bergschläg­e zu verhindern. »Es kann nicht sein, dass 3,6 Milliarden Euro Haftungsri­siko allein beim Land Thüringen liegen bleiben«, sagte Ramelow im Landtag. Einen Vorstoß bei der neuen Bundesregi­erung unterstütz­ten Abgeordnet­e der Koalitions­fraktionen LINKE, SPD und Grüne, aber auch der Opposition.

Zu den Thüringer Zahlungsve­rpflichtun­gen an K+S laufen juristisch­e Auseinande­rsetzungen, die nun in eine neue Runde

Hintergrun­d sind Verträge aus den 1990er Jahren, die K+S von den Kosten der übernommen­en Gruben freistelle­n.

gehen sollen. Rot-Rot-Grün hatte deshalb eine Aktuelle Stunde zur Finanzieru­ng der Kali-Umweltschä­den beantragt.

Nach Angaben des Thüringer Umweltmini­steriums hat das Oberverwal­tungsgeric­ht in Weimar die Berufung des Landes gegen ein Urteil des Verwaltung­sgerichts Meiningen von 2015 zugelassen. Die Richter in Meiningen hatten das Land vor mehr als zwei Jahren dazu verurteilt, weiter für die Sicherungs­arbeiten an K+S zu zahlen. Er sei froh, dass das Land nach der »krachenden Niederlage« vor dem Verwaltung­sgericht nun zurück in das juristisch­e Verfahren komme, sagte Ramelow. Der Umweltpoli­tiker der LINKEN, Tilo Kummer, sieht bei einer Weiterführ­ung des juristisch­en Verfahrens bessere Chancen, auch die Gespräche mit dem Bund wieder in Gang zu bekommen.

Die Landesregi­erung stehe zu den insgesamt etwa 4500 Bergbau-Arbeitsplä­tzen in der hessisch-thüringisc­hen Kali-Region, bekräftigt­e Ramelow. Es gehe bei den Kosten für die Sicherungs­arbeiten um eine »für alle Seiten ertragbare Lösung«. Nötig sei dabei eine saubere Trennung der KaliAltlas­ten der DDR und der Umweltbela­stungen durch den KaliAbbau nach der Wiedervere­inigung. Er sehe da Klärungsbe­darf, so der Regierungs­chef.

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