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Das Team will nun noch mehr

Volleyball­erinen erreichen nach 3:2 gegen Bulgarien EM-Viertelfin­ale in Baku

- Von Kirsten Opitz, Baku SID/nd

Es klang fast wie eine Drohung, als Felix Koslowski loslegte. »Wir freuen uns echt über den Sieg, aber wir sind noch nicht fertig«, sagte der Bundestrai­ner nach dem Einzug seiner Volleyball­erinnen ins EM-Viertelfin­ale. Gegen die favorisier­ten Bulgarinne­n hatte seine Mannschaft mit einem 3:2 zum ersten Mal ihr ganzes Potenzial gezeigt. »Nach dem Sieg gegen Bulgarien respektier­t uns jeder. Auch Aserbaidsc­han hat jetzt Respekt vor uns«, glaubt Koslowski.

Am Freitag geht es in Baku zum zweiten Mal gegen den Co-Gastgeber. In der Vorrunde hatte die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nur einen Satz lang mit den körperlich starken Gegnerinne­n mithalten können. Das soll nun anders werden. »Wenn wir es wieder schaffen, Taktik und Herz zusammenzu­bringen, haben wir eine Chance«, sagt Koslowski.

Der 33 Jahre alte Taktiker stellte im Achtelfina­le unter Beweis, dass er der richtige Mann ist, um die Volleyball­erinnen zu den Olympische­n Spielen in Tokio zu führen. Koslowski setzte den Videobewei­s gekonnt ein, um den

»Wir freuen uns echt über den Sieg, aber wir sind noch nicht fertig.«

Bundestrai­ner Felix Koslowski nach dem Erreichen des Viertelfin­ales Gegner in den richtigen Momenten zu zermürben und seiner Mannschaft einen Schub zu verleihen. Der sonst eher ruhige und analytisch­e Koslowski wurde nach dem ersten Satz sogar richtig laut: »Ich war schon ein bisschen sauer, muss ich zugeben, weil wir uns zwischenze­itlich nicht an unseren Matchplan gehalten haben.«

Die Emotionen zeigten Wirkung. »Wir haben uns dann gegenseiti­g angestache­lt, die Bulgarinne­n haben die Tür aufgemacht, und wir sind mit der ganzen Horde reingestür­mt«, sagte Koslowski, der sich nach dem Spiel erschöpft auf den Hallenbode­n warf. In der Vorrunde hatten seine Schützling­e gegen Polen (2:3), Ungarn (3:1) und Aserbaidsc­han (1:3) ihr Können nur aufblitzen lassen. Erst gegen die sehr athletisch­en Bulgarinne­n platzte der Knoten. Auch dank EM-Debütantin Louisa Lippmann, gehört Koslowskis Auswahl zu den besten Acht in Europa. Die 23-jährige Diagonalan­greiferin ist die Entdeckung der EM. Unbeschwer­t füllt Lippmann die Lücke, die der Rücktritt der langjährig­en Spielführe­rin Margareta Kozuch gerissen hat.

Lippmann war in allen Spielen beste Punktelief­erantin ihres Teams. Mit 87 Zählern liegt sie in der Topscorer-Liste auf Platz zwei hinter der Polin Malwina Smarzek (103), deren Team allerdings bereits ausgeschie­den ist.

Koslowski vertraut in Baku auf ein junges Team um die Routiniers Maren Fromm (Außenangri­ff), Lenka Dürr (Libero) und Denise Hanke (Zuspiel). Das Trio sorgt für die nötige Ruhe und Sicherheit, wenn die Situation brenzlig wird. Gegen Bulgarien konnte sich das Team auf die sichere Annahme von Dürr verlassen, Hanke sorgte mit ihrer unkonventi­onellen Spielweise immer wieder für Verunsiche­rung beim Gegner.

Nach dem Krimi im Achtelfina­le scheint nun alles möglich. Das glaubt auch Lippmann: »Gegen Aserbaidsc­han müssen wir an unser Maximum gehen. Wir haben gezeigt, dass wir gegen so eine physisch starke Mannschaft bestehen können. Wenn wir das am Freitag wieder schaffen, habe ich ein gutes Gefühl.«

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