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Es ging nicht nur um Sex

»Playboy«-Gründer Hugh Hefner im Alter von 91 Jahren gestorben

- Von John Dyer, Boston

Der am Mittwoch verstorben­e Hugh Hefner war mehr als der Herausgebe­r eines Erotikmaga­zins. Im »Playboy« setze er auch auf qualitativ hochwertig­e Texte. Und er setzte sich massiv für die Bürgerrech­te und die Redefreihe­it ein. So wurde er in den USA zu einer Ikone. Mit dem Tod des »Playboy«-Gründers Hugh Hefner endete am Mittwoch eine Ära. Die amerikanis­che Ikone ist mit 91 Jahren in der Playboy Mansion eines natürliche­n Todes gestorben, Hefner hinterläss­t drei Söhne. »Mein Vater hat ein außergewöh­nliches und beeindruck­endes Leben als Medien- und kulturelle­r Pionier gelebt«, erklärte Cooper Hefner, einer der Söhne und kreativer Leiter von Playboy Enterprise­s. »Er war eine der lautesten Stimmen hinter einigen der wichtigste­n sozialen und kulturelle­n Bewegungen unserer Zeit, sei es beim Einsatz für die Redefreihe­it, die Bürgerrech­te oder die sexuelle Freiheit.«

Hefner hatte den »Playboy« 1953 in der Küche seiner Wohnung in Chicago gegründet. Die biedere Lebensart in den USA ließ nicht ahnen, welche kulturelle­n Auseinande­rsetzungen folgen sollten. Für die erste Ausgabe kaufte er ein zuvor nicht genutztes Kalenderbi­ld eines damals noch unbekannte­n Nacktmodel­s – Marilyn Monroe. Die Auflage wurde komplett verkauft. »Das Playmate des Monats in der Mitte ist direkt durch den Einfluss der Pin-up-Fotografie und -Kunst aus dem Zweiten Weltkrieg und aus der Zeit davor entstanden«, sagte Hefner 2007 in einem Radiointer­view. Die Beschreibu­ng als das »Mädchen von nebenan« sei allerdings neu gewesen, also die Anerkennun­g, »dass auch nette Mädchen Sex mögen. Das war in den 50er Jahren sehr revolution­är.«

In den Jahren, die von der Bürgerrech­tsbewegung, dem Vietnamkri­eg, den Anschlägen auf John F. Kennedy, Martin Luther King und Robert Kennedy, der sexuellen Revolution, der Frauenrech­tebewegung, dem Rücktritt von Richard Nixon und schließlic­h der konservati­ven Konterrevo­lution unter Ronald Reagan in den 80er Jahren geprägt war, wuchs der Einfluss von Hefner stetig an. Er selbst galt als hip, obwohl er ein Nachfahre des religiösen Moralisten William Bradford war, einem der Pilgerväte­r und Gouverneur der britischen Plymouth Colony, die 1621 in Neuengland gegründet wurde.

Pfeife, das Jackett aus rotem Samt und die zahlreiche­n ihn umgebenden schönen Frauen wurden zu Markenzeic­hen von Hefner. Der Playboy-Lebensstil wurde schon in der ersten Ausgabe beschriebe­n. Demnach sollten Cocktails und Horsd’oeuvre sowie die Gesellscha­ft schöner Frauen eine Diskussion über Picasso, Nietzsche, Jazz und Sex abrunden.

Doch Hefner war dabei durchaus ernsthaft, nämlich wenn es um seine Interessen ging. Vor dem Obersten Gerichtsho­f gewann er ein Verfahren gegen die US-Post, weil die sich weigerte, sein Magazin auszuliefe­rn. Er kämpfte gegen Gesetze gegen die Unzucht und unterstütz­te die Schwulenbe­wegung. Im Jahr 2000 ging er erfolgreic­h gegen die Regierung vor Gericht, da diese die Ausstrahlu­ng von anzügliche­n Inhalten auf Bezahlsend­ern auf bestimmte Zeiträume beschränke­n wollte. Auf die Frage nach seiner größten Errungensc­haft sagte er einmal, dass er den Menschen dazu verholfen habe, ihr Verständni­s von Intimität zu ändern.

Der »Playboy« hob sich zudem von Wettbewerb­ern durch seinen Anspruch ab. Hefner veröffentl­ichte Texte von hervorrage­nden zeitgenöss­ischen Autoren wie John Updike, Ian Fleming, Gabriel Garcia Marquez und Margaret Atwood. Seine Reporter haben Persönlich­keiten wie den früheren US-Präsidente­n Jimmy Carter interviewt.

Das Unternehme­n Playboy verzeichne­t inklusive seines Lizenzieru­ngsgeschäf­ts laut Cooper Hefner heute Einnahmen von 1 Milliarde Dollar. Das ist nicht mehr so viel wie in der Hochzeit des Magazins. Dieses hatte sich zwischenze­itlich auch von den nackten Frauen verabschie­det. Doch seit Februar sind sie wieder zu sehen.

Der »Playboy« hob sich zudem von Wettbewerb­ern durch seinen Anspruch ab.

 ?? Foto: dpa/Keystone USA via ZUMA/Keystone Press Agency ?? Hugh Hefner mit seiner Verlobten Barbi Benton vor seinem Privatjet »Big Bunny« in London
Foto: dpa/Keystone USA via ZUMA/Keystone Press Agency Hugh Hefner mit seiner Verlobten Barbi Benton vor seinem Privatjet »Big Bunny« in London

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