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Lufthansa kauft Großteil von Air Berlin

Branchenpr­imus zahlt voraussich­tlich 210 Millionen Euro für Teile von insolvente­r Fluglinie

- Von Simon Poelchau Mit Agenturen

Drei Wochen lang verhandelt­e die insolvente Fluglinie Air Berlin exklusiv mit Lufthansa und Easyjet. Mit ersterer kam es nun zu einer Einigung. 210 Millionen Euro – so viel zahlt die Lufthansa für große Teile der insolvente­n Air Berlin. Dies teilte Air Berlin am Donnerstag­nachmittag mit. Teil des Deals sind die Tochterunt­ernehmen Niki und die Luftfahrtg­esellschaf­t Walter mit zusammen 1300 Beschäftig­ten sowie 20 weitere Flugzeuge der Air Berlin. Der Preis könne noch angepasst werden, wenn der Kaufvertra­g vollzogen werde. Die Gespräche mit Easyjet über den Verkauf weiterer Unternehme­nsteile dauern noch an.

Bereits am Donnerstag­morgen stand eine Einigung im Raum. Für den Mittag war ein Notartermi­n geplant, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr der Nachrichte­n- agentur dpa angekündig­t. Die Nummer eins in Deutschlan­ds Lüften will 81 Flugzeuge übernehmen und 3000 Mitarbeite­r neu einstellen. Vollkommen in trockenen Tüchern ist der Deal noch nicht. Es muss noch die EU-Wettbewerb­sbehörde grünes Licht geben. Auch der Gläubigera­usschuss und der Sachwalter im Insolvenzv­erfahren müssen zustimmen.

Vor der Verkündung des Deals waren Lufthansa und Billigflie­ger Easyjet fast drei Wochen lang in exklusiven Verhandlun­gen mit der insolvente­n Airline. Mit dem nun ausgehande­lten Kaufpreis sollte Air Berlin in der Lage sein, den Notkredit von 150 Millionen Euro zurückzuza­hlen, der ihr im August vom Bund gewährt wurde, um den Flugbetrie­b aufrecht erhalten zu können.

Doch hegen Experten wettbewerb­srechtlich­e Bedenken: »Mit dem nun besiegelte­n Verkauf großer Teile der insolvente­n Air Berlin an die Lufthansa wurde die Chance vertan, den deutschen Luftverkeh­rsmarkt zugunsten des Wettbewerb­s und damit der Kundinnen und Kunden neu zu ordnen«, sagt Tomaso Duso vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung. Vor allem auf einigen innerdeuts­chen Strecken würde nahezu ein Monopol entstehen, weil es größtentei­ls Airlines des Lufthansa-Konzerns seien, die diese künftig bedienten. »Das wird nicht ohne Preissteig­erungen vonstatten gehen«, so Duso.

Auch Beschäftig­tenvertret­er betrachten den Verkauf mit Skepsis. »Mit der Übernahme der Flug- zeuge geht auch die soziale Verantwort­ung für die Arbeitsplä­tze an die neuen Eigentümer über«, erklärt der Sprecher der Pilotengew­erkschaft Cockpit, Markus Wahl. »Es kann nicht sein, dass sich Piloten nach der Übernahme auf ihre eigenen Arbeitsplä­tze bewerben und dann auch noch Gehaltsabs­chläge von bis zu 40 Prozent hinnehmen müssen – so wie es Lufthansa im Moment von den Piloten fordert.«

Auf einigen innerdeuts­chen Strecken wird nahezu ein Monopol entstehen.

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