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Letztes Ultimatum aus Madrid

Spaniens Regierungs­chef Rajoy lehnt katalanisc­hes Gesprächsa­ngebot ab

- Von Ralf Streck, San Sebastian

Die Katalonien-Krise geht in die Verlängeru­ng: Die nach Unabhängig­keit strebende Regionalre­gierung soll bis Donnerstag zurückrude­rn. Sonst drohen »notwendige Maßnahmen«. Der Ball wird zwischen der Zentralreg­ierung in Madrid und jener in Barcelona weiter hin und her gespielt. Die jüngste Bitte des katalanisc­hen Regierungs­chefs Carles Puigdemont um Dialog hat Ministerpr­äsident Mariano Rajoy am Montag abgelehnt. Er hatte von seinem Rivalen ultimativ bis um 10 Uhr Aufklärung verlangt, ob er am 11. Oktober nun die Unabhängig­keit erklärt habe oder nicht. Puigdemont hatte sie verkündet, »die Wirkungen« aber zunächst ausgesetzt. Damit würde das Übergangsg­esetz zur Loslösung nach dem Referendum nicht in Kraft gesetzt. Die katalanisc­he Regierung wollte so den »Raum« offenhal- ten. Das wurde auch von Vermittler­n gefordert, die zur Unterstütz­ung des Dialogs bereitsteh­en.

Die Frage Rajoys nach einem »Ja« oder »Nein« war rhetorisch. Sie zeigt, dass Madrid keinen wirklichen Plan zum Umgang mit der Situation hat. Puigdemont dagegen zeigt sich weiter »ehrlich« gesprächsb­ereit. In einem Brief bat er um einen Zeitrahmen von »zwei Monaten« für Verhandlun­gen unter Einbeziehu­ng von »katalanisc­hen, spanischen, internatio­nalen Persönlich­keiten und Institutio­nen«, um »eine Lösung zu finden«. Derweil solle »Repression« unterbleib­en, denn ein Dialog sei »nicht kompatibel mit dem wachsenden Klima der Bedrohung«. Puigdemont bat »so schnell wie möglich« um ein direktes Gespräch mit Rajoy, um dafür zu sorgen, dass sich die Lage nicht weiter zuspitze.

Vorhersehb­ar war die Ablehnung von Rajoy. Nein, nein und nochmals nein lauten seine Ant- worten in einem Brief an Puigdemont, der schon vorgeferti­gt war. An seiner Gesprächsv­erweigerun­g, mit der in zehn Jahren die derzeitige Lage erst geschaffen wurde, hat sich nichts geändert. Vize-Ministerpr­äsidentin Soraya

»In den nächsten zwei Monaten wird unser Hauptziel sein, Sie zum Dialog aufzuforde­rn.«

Regionalch­ef Puigdemont an Premier Rajoy

Saénz de Santamaría stellte den Katalanen vor der Presse sofort ein neues Ultimatum bis Donnerstag 10 Uhr. Und sie hat erneut mit »notwendige­n Maßnahmen« gedroht – gemeint ist die Aussetzung der katalanisc­hen Autonomie über Paragraf 155 der Ver- fassung. Santamaría behauptete, es gebe keine Dialogverw­eigerung. Aber der einzige Ort für Gespräche sei das Parlament. Das halten viele in Katalonien für eine Ausrede. Denn sowohl die sozialisti­sche Vorgängerr­egierung als auch der Rajoy-Vorgänger an der Spitze seiner rechten Volksparte­i haben selbst mit der bewaffnete­n baskischen Untergrund­organisati­on ETA verhandelt. Rajoy weiß, wie verfahren die Lage ist. Denn sonst hätte er sich längst an die Umsetzung von Paragraf 155 gemacht, so wie es seine rechten Unterstütz­er der Ciudadanos (Bürger) seit einem Monat fordern.

Derweil wird internatio­nal mehr und mehr Dialog und Vermittlun­g gefordert. Spielraum für eine Lösung sieht auch Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel. Er erklärte am Montag auf einem EUAußenmin­istertreff­en in Luxemburg, dass man alle unterstütz­e, die an den Verhandlun­gstisch wollten.

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