nd.DerTag

Weiblich, ledig, arm dran

Grit Gernhardt fordert Reformen, die Frauen wirklich etwas nützen

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Neue Kinder braucht das Land – tönt es oft aus den politische­n Chefetagen. Die Angst vor Fachkräfte­mangel und Rentenlück­e treibt vor allem konservati­ve und erzkonserv­ative Politiker zu faktischen Zeugungsau­frufen. Nicht gesagt wird jedoch, wie es nach der Zeugung weitergehe­n soll. So sind Kinder zwar nicht per se ein Armutsrisi­ko, doch spätestens nach dem Auseinande­rbrechen einer Beziehung können sie zum Risiko werden.

Vor allem für Frauen, denn trotz aller Gleichstel­lungsaufru­fe sind es hauptsächl­ich sie, die den Nachwuchs versorgen. Mit allen Nachteilen für Löhne und Renten, die sich daraus ergeben, wenn man einen auskömmlic­hen Job (der Frauen ohnehin meist weniger einbringt als ihren männlichen Kollegen) mit begrenzten Kitaöffnun­gszeiten, fehlender Ferienbetr­euung und kranken Kindern in Einklang bringen muss.

Doch obwohl das ein Problem vieler ist, tut die Politik zu wenig dagegen. Alle halbe Jahre zeigen Zahlen, dass mehr Frauen als Männer armutsgefä­hrdet sind und am meisten jene, die Kinder allein groß bekommen müssen. Doch die Gründe dafür werden nicht behoben. Wo bleibt die Steuerrefo­rm, die Lohneinbuß­en ausgleicht, wo die Unterhalts­regelung, die alle Unterhalts­pflichtige­n in die Pflicht nimmt? Warum werden bei der Rentenbere­chnung die für eine Gesellscha­ft essenziell­en Pflege- und Erziehungs­zeiten nicht wie Lohnarbeit behandelt? Solange an diesen Stellschra­uben nicht gedreht wird, bleiben Frauen arm dran.

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