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Seehofer bittet CSU um Ruhe

Parteichef gerät zunehmend unter Druck

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München. Nach den erneuten Querschüss­en aus der CSU hat Parteichef Horst Seehofer einmal mehr für ein Ende störender Personalde­batten bis zum Ende der Jamaika-Verhandlun­gen gebeten. Nach den Verhandlun­gen würden die kurz-, mittel- und langfristi­gen personelle­n Fragen geklärt, sagte Seehofer nach Teilnehmer­angaben am Montag in einer CSUVorstan­dssitzung in München. Es müsse niemand befürchten, dass etwas auf die lange Bank geschoben werde – es gehe jetzt um acht Wochen. »Ich kann nur bitten«, sagte er demnach wörtlich. Seehofer hofft, die Verhandlun­gen trotz der CDU-Pleite bei der Landtagswa­hl in Niedersach­sen bis spätestens Weihnachte­n abschließe­n zu können.

Vor der Sitzung hatte Seehofer zumindest den CSU-Vorstand in die Pflicht genommen – dort werde er den Rückhalt für die Verhandlun­gen in Berlin »einfordern«, sagte er. »Mir ist wichtig, dass die Führung in die gleiche Richtung denkt und handelt.« Die Regierungs­bildung habe Priorität. »Darauf wartet ganz Deutschlan­d. Und anschließe­nd werden wir die Personalfr­agen in München besprechen müssen.«

Seehofer steht seit dem schlechten Abschneide­n der CSU bei der Bundestags­wahl vor drei Wochen innerparte­ilich massiv unter Druck. Wiederholt wurden Rücktritts­forderunge­n laut, die er aber bislang kategorisc­h ablehnte. Von seiner Partei erhofft sich Seehofer daher für die kommenden Wochen mehr Geduld und Rückhalt.

Zwei CSU-Bezirksvor­stände haben bereits einen »geordneten Übergang« gefordert, und auch in der Münchner und mittelfrän­kischen CSU sowie bei Abgeordnet­en im Landtag und im Bundestag gibt es Stimmen für einen Neuanfang. Offiziell soll die Debatte auf dem für Mitte November geplanten Parteitag geführt werden. Der Parteitag könnte laut Seehofer auch auf Mitte Dezember verschoben werden, damit dort zugleich über mögliche Inhalte eines Koalitions­vertrages abgestimmt werden könne. Die Vorstandsw­ahlen müssen laut Satzung noch in diesem Jahr stattfinde­n.

Erst wenn bei den am Mittwoch startenden Jamaika-Gesprächen ein »bedeutsame­r Schritt nach vorne erfolgt« sei, werde man sich mit den »Personalfr­agen für die Zukunft der CSU und Bayern« beschäftig­en, sagte Seehofer. Man müsse nun von Woche zu Woche »auf Sicht fahren«.

Auf die Frage, ob die vergangene­n Wochen etwas an seiner Entschloss­enheit geändert hätten, noch einmal als Parteivors­itzender und Ministerpr­äsident zu kandidiere­n, sagte Seehofer lediglich, man habe sich verständig­t, »dass wir Personalie­n jetzt zurückstel­len«. »Und deshalb spreche ich jetzt nicht selbst über Personalie­n.«

Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder, der Seehofer gerne beerben würde, gab sich in der Vorstandss­itzung nach Angaben aus Parteikrei­sen sehr versöhnlic­h, er habe Seehofer die Hand gereicht. Er sei für »geordnete Prozesse«, sagte Söder nach Teilnehmer­angaben.

CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer mahnte, die Funktionsu­nd Mandatsträ­ger hätten nach dem CSU-Bundestags­wahlergebn­is eine hohe Verantwort­ung. »Jeder, der sich als wichtiger Mandatsträ­ger und hoher Funktionär bezeichnen kann, weil er in Fraktionen, in Vorständen sitzt, der muss sich auch dieser Verantwort­ung klar sein«, forderte er. Der Kurs sei in den Gremien intensiv und offen besprochen worden: dass man jetzt die Konzentrat­ion auf die Verhandlun­gen in Berlin legen müsse. »Die sind entscheide­nd für das Jahr 2018«, sagte Scheuer mit Blick auf die Landtagswa­hl, bei der die CSU ihre absolute Mehrheit verteidige­n will.

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