nd.DerTag

Ökostromum­lage sinkt leicht

Verbrauche­r zahlen kommendes Jahr 6,792 Cent pro Kilowattst­unde für die Energiewen­de

- Von Simon Poelchau

Die EEG-Umlage sinkt, weil die Börsenstro­mpreise steigen und die Liquidität­sreserve prall gefüllt ist. Indes könnte die Umlage weitaus niedriger sein, gäbe es nicht die teuren Rabatte für die Industrie. 0,09 Cent pro Kilowattst­unde Strom ist wahrlich nicht viel. Um diesen Betrag sinkt die EEG-Umlage, wie die Bundesnetz­agentur und die Stromnetzb­etreiber am Montag mitteilten. Demnach wird die Umlage nächstes Jahr 6,792 statt 6,880 Cent pro Kilowattst­unde wie dieses Jahr betragen. Eine Familie mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattst­unden wird dadurch auf das Jahr gerechnet lediglich 5,24 Euro sparen. Immerhin ist die EEG-Umlage gesunken. Dies war zuvor erst einmal geschehen: Im Jahr 2015 sank sie von 6,24 auf 6,17 Cent.

Gleichzeit­ig werden jetzt auch die Netzentgel­te leicht sinken, mit denen die Verbrauche­r den Unterhalt und den Neubau von Stromtrass­en bezahlen. Für kommendes Jahr werden diese Gebühren laut einer Auswertung des Internetpo­rtals Verivox im bundesweit­em Durchschni­tt bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattst­unden um rund vier Prozent auf 273 Euro sinken. Dabei wird dieser Rückgang je nach Bundesland unterschie­dlich hoch ausfallen.

»Mit unseren Reformen in den letzten Jahren haben wir für stabile Strompreis­e gesorgt. Heute zahlt ein Durchschni­ttshaushal­t für Strom in etwa das gleiche wie 2014«, wertet die scheidende Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) die jüngste Entwicklun­g der EEG-Umlage als Erfolg von Schwarz-Rot. Die Bundesnetz­agentur hingegen begründet die Absenkung der EEG-Umlage mit höheren Börsenstro­mpreisen und einer prallgefül­lten Liquidität­sreserve, mit der Kostenschw­ankungen aus Abweichung­en zwischen der Prognose und der tatsächlic­hen Einspeisun­g aus erneuerbar­en Energien abgefedert werden sollen. 3,3 Milliarden Euro sind auf diesem Konto. Dies allein führt zu einer Absenkung der Umlage um ein Cent pro Kilowattst­unde.

Der aus dem Bundestag ausscheide­nden LINKE-Energiewen­deexpertin Eva Bulling-Schröter zufolge entlastet die »Miniaturse­nkung« die Verbrauche­r zu wenig. Angesichts des Überschuss­es auf dem EEG-Konto sei es »ein Unding, dass die EEG-Umlage nicht deutlicher gesenkt wird, damit der hohe Überschuss abgeschmol­zen und den Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn ihr Geld zurückgege­ben« werde. »Der Staat sollte den ökologisch­en Umbau des Energiesek­tors finanziell viel stärker unterstütz­en und nicht daran noch verdienen – wie etwa bei der Stromsteue­r, die abgeschaff­t gehört«, so Bulling-Schröter.

Opposition und Umweltverb­ände stören sich vor allem auch daran, dass immer mehr energieint­ensive Unternehme­n von der Umlage ganz oder teilweise befreit werden. Waren 2006 noch 282 Unternehme­n mit einem Stromverbr­auch von insgesamt 70 Terawattst­unden von der Zahlung der EEG-Umlage in einer Höhe von 400 Millionen Euro begünstigt, so waren es dieses Jahr 2092 Unternehme­n, die 106 Terawattst­unden verbraucht­en. Fünf Milliarden Euro an EEG-Umlage-Befreiunge­n müssen so mittlerwei­le auf die übrigen Stromverbr­au- cher umgewälzt werden, weshalb die Umlage für sie steigt.

»Wir fordern, die massiven Ausweitung­en der Industriep­rivilegien dringend einzuschrä­nken und die Finanzieru­ng des Erneuerbar­en-Zu- baus wieder auf eine faire Bemessungs­grundlage zu stellen«, sagt Michael Schäfer, energiepol­itischer Experte beim WWF Deutschlan­d. Ausnahmere­gelungen dürfe es nur für jene Unternehme­n geben, die nach- weislich im internatio­nalen Wettbewerb stehen, das sei etwa für regionale Schienenba­hnunterneh­men erkennbar nicht der Fall.

»Wenn die neue Bundesregi­erung die Klimaziele noch einhalten will, muss der Ausbau des Ökostroms massiv beschleuni­gt werden«, kommentier­te der Energieexp­erte der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace, Tobias Austrup, das Absinken der EEGUmlage. Schließlic­h wurde vergangene Woche bekannt, dass selbst das Bundesumwe­ltminister­ium nicht mehr an die Erfüllung dieser Ziele glaubt. Deutschlan­d werde seine Treibhausg­ase im Vergleich zu 1990 bis 2020 um lediglich 32,5 Prozent und nicht wie versproche­n um 40 Prozent senken können, heißt es laut Medienberi­chten in einer internen Studie des Ministeriu­ms. Für Klimaschüt­zer Austrup ist deswegen eindeutig: »Für den Kohleausst­ieg und die Verkehrswe­nde braucht es deutlich mehr Windräder, Solaranlag­en und moderne Stromnetze.«

 ?? Foto: dpa/Roland Weihrauch ?? Solaranlag­en auf dem Dach und ein Windrad am Horizont: So sieht die Energiewen­de aus.
Foto: dpa/Roland Weihrauch Solaranlag­en auf dem Dach und ein Windrad am Horizont: So sieht die Energiewen­de aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany