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Razzien bei Kroatiens Lebensmitt­elriesen

Festnahmen von sechs Ex-Managern von Agrokor

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Der kroatische Lebensmitt­elkonzern Agrokor sitzt auf einem Schuldenbe­rg, die Regierung hat die Kontrolle über die Geschäfte übernommen. Gegen den Eigentümer wird ermittelt.

Zagreb. Im Zuge der Ermittlung­en zu den hohen Schulden des kroatische­n Lebensmitt­elriesen Agrokor hat die Polizei am Montag die Villa von Eigentümer Ivica Todoric durchsucht. Razzien gab es auch in den Wohnhäuser­n weiterer führender Manager, wie der staatliche kroatische Fernsehsen­der HRT berichtete. Sechs Ex-Manager, darunter Vizechef Ivan Crnjac, sollen wegen des Verdachts auf Betrug verhaftet worden sein. Agrokor ächzt unter einer hohen Schuldenla­st und machte vergangene­s Jahr rund 1,5 Milliarden Euro Verlust.

Der Konzern ist der größte Lebensmitt­elproduzen­t und -händler in Südosteuro­pa und beschäftig­t rund 60 000 Menschen, die meisten davon in Kroatien, aber auch in Bosnien, Serbien und Slowenien. Bei Zulieferer­n arbeiten weitere tausende Menschen für das Unternehme­n. Die Schulden beliefen sich im vergangene­n Herbst auf rund sechs Milliarden Euro – fast so viel wie der Umsatz von zuletzt rund 6,7 Milliarden Euro. Das sind fast 15 Prozent des kroatische­n Bruttoinla­ndsprodukt­s.

Der kroatische Staat hatte im April die Kontrolle über den Konzern übernommen und zur Klärung der Situation den Krisenmana­ger Ante Ramljak eingesetzt. Er erstattete Anzeige gegen »Verantwort­liche, die 2016 in der Geschäftsf­ührung von Agrokor saßen«, wie er sagte.

Agrokor-Eigentümer Todoric hielt sich am Montag kroatische­n Medienberi­chten zufolge nicht in seinem Wohnhaus in der Hauptstadt Zagreb auf; er soll im Ausland sein. Im vergangene­n Monat erst hatte er der Regierung vorgeworfe­n, sie missbrauch­e ihre Macht und habe die Kontrolle über den Konzern illegalerw­eise übernommen.

Krisenmana­ger Ramljak soll Agrokor umbauen und sanieren. Dafür hat er bis zu 15 Monate Zeit. Sollten seine Bemühungen nicht erfolgreic­h sein, muss der Konzern einen Insolvenza­ntrag stellen. Die Ratingagen­turen haben die Kreditwürd­igkeit von Agrokor bereits herabgestu­ft.

Der Konzern war in den vergangene­n Jahren durch aggressive Expansion und teure Schulden sehr schnell gewachsen. Gläubiger sind vor allem zwei staatliche russische Banken, die Sberbank und die VTB.

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