nd.DerTag

Ein Teufelskre­is aus Gewalt und Hunger

Olaf Standke über das jüngste Terrormass­aker in Somalia

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Fast stündlich wuchs am Wochenende die Zahl der Todesopfer nach dem schlimmste­n Terroransc­hlag in der jüngeren Geschichte Somalias, der eine der belebteste­n Kreuzungen in Mogadischu in Schutt und Asche legte. Am Montag war dann von mindestens 276 Toten die Rede, und wegen der vielen Schwerstve­rletzten werden es wohl noch mehr werden. Beobachter gehen davon aus, dass hinter dem Massaker die Terrorgrup­pe Al-Shabaab steht. Sie will am Horn von Afrika einen islamische­n Gottesstaa­t errichten. Aber es sind nicht nur ihre Angriffe gegen staatliche Institutio­nen und zivile Einrichtun­gen, die eine tödliche Spur hinterlass­en. Seit fast drei Jahrzehnte­n steckt die Bevölkerun­g in einem Teufelskre­is aus Gewalt, Flucht und Hunger.

Ein Schicksal, das Somalia mit viel zu vielen Staaten teilt, so das UN World Food Programme (WFP) am Montag, dem Welternähr­ungstag. Von 815 Millionen Menschen, die weltweit Hunger leiden, leben 489 Millionen in Krisen- und Konfliktre­gionen, wo sie sich kaum selbst versorgen können, weil Landwirtsc­haft und Handel kollabiert sind. Zehn der 13 größten Nothilfeop­erationen des WFP finden genau dort statt. Der menschenge­machte Zusammenha­ng zwischen Kriegen sowie Flucht, Hunger und Mangelernä­hrung ist eindeutig. Im Krisenstaa­t am Horn von Afrika sind so inzwischen rund 800 000 Menschen vom Hungertod bedroht. Die Radikalisi­erung junger Muslime in Afrika übrigens wird einer UN-Studie zufolge weniger durch religiöse Motive gefördert als durch Armut und Chancenlos­igkeit.

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