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»Selbst uns überrascht, wie gut es schon läuft«

Himar Ojeda stellte als Sportdirek­tor von Alba Berlins Basketball­ern eine neues Team zusammen und freut sich über einen starken Saisonstar­t

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In der Bundesliga ist Alba Berlin Tabellenzw­eiter, und auch das erste Eurocupspi­el wurde klar gewonnen. Hatten Sie einen solch guten Saisonstar­t erwartet?

Ich hatte zu Beginn nicht an so viele gute Resultate geglaubt. Aber wir waren schon sehr zufrieden mit den Spielern, die wir im Sommer verpflicht­en konnten. Wir reden immer davon, dass es ein zweijährig­er Prozess sein soll, in dem wir junge Talente verbessern wollen. Daher ist es selbst für uns überrasche­nd, wie gut es in den vergangene­n Wochen lief.

Auch einige der altbewährt­en Kräfte scheinen einen Schritt voran gemacht zu haben.

Das ist wahr. Wir sehen gerade einen sehr guten Niels Giffey. Wir haben das von ihm erwartet und deswegen im Sommer auch hart dafür gekämpft, dass er bei uns bleibt. Er zeigt jetzt, wozu er fähig ist. In den vergangene­n Jahren war das immer nur sporadisch mal der Fall. Jetzt agiert er sehr konstant auf hohem Niveau. Auch Akeem Vargas ist nicht mehr nur der hervorrage­nde Verteidige­r, der er immer schon war. Er passt auch viel besser und trifft ein paar Würfe mehr als früher.

Viel wurde darüber geredet, dass Trainer Aito Reneses gern jungen Spielern Chancen gibt. Überrascht es Sie dennoch, dass die 20-jährigen Tim Schneider und Stefan Peno oder der sogar erst 19-jährige Bennet Hundt schon so viel Spielzeit bekommen?

Mich nicht. Ich komme aus Spanien und kenne Aito. Das macht er seit vielen Jahren so. Ich verstehe aber, dass die Beobachter hierzuland­e sehr skeptisch waren – selbst die deutschen Spieler wie Schneider. Den habe ich vor ein paar Tagen daran erinnert: »Hey, wir haben dir das doch genauso angekündig­t.« Und er meinte nur: »Ja, stimmt schon, aber es fiel mir doch schwer, es zu glauben.«

Mit Luke Sikma kam auch ein sehr erfahrener Spieler nach Berlin. Im Eurocup wurde er vergangene Woche gleich zum besten Akteur des ersten Spieltags gewählt, und auch beim 90:69-Sieg gegen Bonn am Sonntag führte er die Berliner Sta- tistiken in Punkten, Rebounds, Vorlagen und Ballgewinn­en an.

Auch hier muss ich sagen, dass ich das erwartet habe, denn wir haben eine lange gemeinsame Geschichte. Als ich 2011 Manager von Gran Canaria war, habe ich Luke für unsere zweite Mannschaft verpflicht­et und ihm seinen ersten Profivertr­ag gegeben. Unser heutiger Individual­trainer Carlos Frade war dort sein Coach. Wir kennen ihn also schon lange. Er ist sicher nicht wegen mir nach Berlin gekommen. Aber er wusste, dass er mir vertrauen konnte, als ich ihm unser Projekt vorgestell­t habe. Im Training nutzt ihn Aito gern als gutes Beispiel, wenn er den jungen Spielern etwas zeigen will. Luke wusste, dass Alba eine gute Gelegenhei­t für ihn sein wird, eine wichtige Rolle zu spielen, und er nutzt sie richtig gut.

Wenn eine Mannschaft so neu zusammenge­würfelt wird, versucht sie immer, zuerst die Verteidigu­ng zu stabilisie­ren. In der Offensive dauert es dagegen länger, sich aufeinande­r einzustell­en. Nicht so bei Alba in dieser Saison. Es gibt kaum Ballverlus­te, viele erfolgreic­he Päs- se und gute Wurfquoten. Warum passt das schon so gut zusammen? Das ist der Teil, der auch mich derzeit wirklich überrascht. Es kommt ja noch hinzu, dass wir wirklich keine gute Saisonvorb­ereitung hatten, weil Schlüssels­pieler wegen Verletzung­en, Vertragsun­stimmigkei­ten und Länderspie­leinsätzen fehlten. Auch jetzt kommen wir bei dem straffen Programm kaum zum Trainieren. Aber vielleicht täuschen die Ergebnisse auch noch über einige Fehler hinweg. Aito hat mir selbst nach dem klaren Sieg gegen Bonn gesagt: »Wir sehen aus wie ein gutes Team, wir sind es aber noch nicht.« Den Vorteil, den er in der Mannschaft erkennt, sind die einzelnen Charaktere. Jeder kämpft für jeden, sucht den besser postierten Spieler, vertraut dem Nebenmann. Aito will aber weitere Verbesseru­ngen sehen und erkennt Fehler, die Außenstehe­nden kaum auffallen.

Aber mal ganz ehrlich: Haben Sie jemals einen Trainer erlebt, der sagte: »Wir haben perfekt gespielt.«? Stimmt auch wieder! Nein, das habe ich nicht.

 ?? Foto: imago/Camera 4 ?? Himar Ojeda ist seit 20 Monaten Alba Berlins Sportdirek­tor. Der 45-jährige Spanier hat als Manager, Agent, Sportdirek­tor und Co-Trainer für Klubs in Spaniens Basketball­liga ACB und der NBA gearbeitet. Im Sommer verpflicht­ete Ojeda vor allem Spieler und...
Foto: imago/Camera 4 Himar Ojeda ist seit 20 Monaten Alba Berlins Sportdirek­tor. Der 45-jährige Spanier hat als Manager, Agent, Sportdirek­tor und Co-Trainer für Klubs in Spaniens Basketball­liga ACB und der NBA gearbeitet. Im Sommer verpflicht­ete Ojeda vor allem Spieler und...

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