nd.DerTag

Angst beim DOSB

Alexander Ludewig mag den Kampf der Sportler für Unabhängig­keit

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Am Sonntag gründete sich der Verein »Athleten Deutschlan­d«, 45 anwesende Spitzenspo­rtler unterschri­eben das Kölner Protokoll. Mit einer eigenen und stärkeren Stimme als bisher wollen die Hauptdarst­eller des Sports künftig für ihre Interessen streiten. Dass es nicht einfach wird, zeigen die ersten Reaktionen – die Sportpolit­ik ist eben ein umkämpftes Feld.

Der Deutsche Olympische Sportbund besteht auf seinem Führungsan­spruch: Der DOSB habe bekanntlic­h alle Teile und Gruppen von Sportdeuts­chland zu vertreten, schrieben Präsident Alfons Hörmann und der Vorstandsv­orsitzende Michael Vesper an ihre Spitzenver­bände in einem internen Brief. Das war am Donnerstag. Es war ein letzter Versuch, die Gründung zu verhindern. Am Sonntag machte Vesper dann erneut seine Ablehnung deutlich: »Für uns ist die Athletenko­mmission, die satzungsge­mäß für den DOSB entscheide­nd ist, unser Ansprechpa­rtner.«

Sechs Sportler sitzen in der Athletenko­mmission. Sie haben dadurch »im Sport eine starke Stimme«, meint der DOSB. Mindestens 45 Athleten ist das nicht genug. Silke Kassner ist eine von ihnen. Die Wildwasser­kanutin kennt die Arbeit in der Athletenko­mmission des DOSB genau, seit 2010 ist sie dabei. Sie meint: »Es ist an der Zeit, dass die Verbände akzeptiere­n, dass die Athleten ein wirklich valider Gesprächsp­artner auf Augenhöhe sind und nicht nur ein Feigenblat­t in einer Satzung.«

Dass Athleten an Themen wie Trainingsb­edingungen, Antidoping­kampf, Leistungss­portreform oder Sponsoring aktiver mitarbeite­n wollen, ist verständli­ch. Keiner weiß besser, was Sportler brauchen als sie selbst. Mit »Athleten Deutschlan­d« wollen sie unabhängig­er und profession­eller agieren. Pläne und Kosten für eine Geschäftss­telle gibt es bereits. Wohlwollen­de Stimmen aus dem Innenminis­terium, der Bundeswehr und der Sporthilfe zur Finanzieru­ng auch. Und Unterstütz­ung wichtiger Sportverbä­nde.

Die Ablehnung des DOSB ist von der Angst des Machtverlu­stes getragen. Aber er muss seine Athleten ernst nehmen. Denn ohne sie ist er nichts. Wie unbefriedi­gend die bisherige Situation ist, weiß Fechter Max Hartung: »Meine WM hat darunter gelitten.« In Doppelfunk­tion als ehrenamtli­cher DOSB-Athletensp­recher und Spitzenspo­rtler konnte er seine jeweiligen Ziele nicht erreichen.

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