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Fischerdör­fer am Atlantik in Flammen

Mindestens 35 Tote bei Wald- und Buschbränd­en in Portugal und Spanien

- Von Peter Zschunke, Madrid

Nach monatelang­er Trockenhei­t wüten Wald- und Buschbränd­e auf der iberischen Halbinsel. Die Flammen erreichen Fischerdör­fer am Atlantik. In Galicien gibt es Hinweise auf Brandstift­ung. Portugal wird vier Monate nach den verheerend­en Waldbrände­n mit 63 Todesopfer­n erneut von einer Feuersbrun­st heimgesuch­t. Mindestens 31 Menschen kamen bei Bränden in mehreren mittelport­ugiesische­n Bezirken ums Leben, teilte die Zivilschut­zbehörde am Montag mit. Auch ein Säugling, nur einen Monat alt, verlor in den Flammen sein Leben. Etwa 50 Bewohner wurden verletzt, 15 von ihnen schwer. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer steigt, da die Rettungskr­äfte noch nicht in alle Gebiete gelangen konnten.

Besonders betroffen sind diesmal die Bezirke Coimbra und Castelo Branco in der Mitte Portugals sowie weiter nördlich der Bezirk Viseu. Ein Sprecher der Zivilschut­zbehörde nannte 65 Brandherde, davon 32 besonders heftig wütende Feuer. Die Behörden riefen die Menschen am Montag auf, selbst gegen die Flammen vorzugehen, da nicht überall auf die Feuerwehrl­eute gewartet werden könne. Zahlreiche­n Straßen waren nicht mehr passierbar.

Die Flammenwän­de erreichten am Montag Fischerdör­fer an der Atlantikkü­ste. In der Kleinstadt Mira im Bezirk Cuimbra wurden zahlreiche Häuser zum Raub der Flammen, berichtete die Zeitung »O Público«. Auch in der Umgebung seien Dörfer von den Flammen überrannt worden, sagte der Präsident des Stadtrats von Mira, Raúl Almeida, der Nachrichte­nagentur Lusa. Nur mit Hilfe von 40 freiwillig­en Helfern sei es den Feuerwehrk­räften in Mira gelungen, ein weiteres Vordringen der Flammen zu stoppen.

Bei den Toten handelt es sich um Bewohner aus dem Katastroph­engebiet. Zunächst gab es keine Hinweise, dass auch Feuerwehrl­eute umkamen. Ein Sprecher der Zivilschut­zbehörde wies Kritik an den Behörden zurück: Grund für die Eskalation der Lage sei nicht eine falsche Strategie der Brandbekäm­pfung, sondern die Heftigkeit der Brände und die besonders große Trockenhei­t in diesem Jahr. Warmer Südwind fachte die Brände an. Die Einsatzkrä­fte hoffen auf ein Atlantikti­ef, das Regen bringen soll.

Im Juni waren bei Bränden im Bezirk Leira in der Mitte Portugals mindestens 63 Menschen ums Leben gekommen. Das Zentrum lag bei Pedrógão Grande, etwa 200 Kilometer nordöstlic­h von Lissabon. Im August brachen in der Mitte Portugals er- neut mehr als 150 Waldbrände aus. Auch damals hatte das beständig heiße und trockene Wetter die Ausbreitun­g der Flammen begünstigt.

Bei Wald- und Buschbränd­en in der nordwestsp­anischen Provinz Galicien starben mindestens vier Menschen. Der Vertreter der spanischen Regierung in der autonomen Region, Santiago Villanueva, sagte, alle Feuer dort seien vermutlich von Brandstift­ern gelegt worden. Gegen mehrere Verdächtig­e werde ermittelt.

Etwa 20 von den Bränden bedrohte Ortschafte­n wurden evakuiert. Auch ein Studentenw­ohnheim der Universitä­t Vigo und eine Fabrik des Automobilh­erstellers PSA Peugeot Citröen wurden geräumt. Insgesamt wurden in der Region bis zu 200 Brandherde registrier­t, 60 Feuer brachen am Sonntagnac­hmittag aus.

Ein 67 Jahre alter Mann starb bei Carballeda de Avia, als er die sich seinem Haus nähernden Flammen löschen wollte, wie die Zeitung »El Mundo« berichtete.

Spaniens Ministerpr­äsident Mariano Rajoy eilte am Montag nach Galicien, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Der galicische Regierungs­chef Alberto Núñez Feijóo betonte, dass er die Brandstift­er verabscheu­e. Der Ministerra­t der Regionalre­gierung kam zu einer Sondersitz­ung zusammen.

In Kalifornie­n zeigt unterdesse­n der Einsatz von 11 000 Feuerwehrl­euten Erfolg. Bei abflauende­n Winden und etwas kühleren Temperatur­en meldeten die Behörden »gute Fortschrit­te« bei der Eindämmung von fünfzehn größeren Buschbränd­en im US-Westküsten­staat.

Nach dem einwöchige­n Wüten einer verheerend­en Feuerwalze nördlich von San Francisco ist die Zahl der Toten auf 40 gestiegen. Die Suche nach möglichen Opfern in verkohlten Überresten von Wohnvierte­ln und in den ländlichen Regionen der bekannten Weintäler um Sonoma und Napa dauerte an. Nach Schätzunge­n wurden 5700 Gebäude vernichtet.

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Foto: dpa/Armando Franca Im portugiesi­schen Obidos wüten die Flammen in der Nähe von Wohnhäuser­n.
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Foto: dpa/Lalo R. Villar In diesem Auto starben in Galicien zwei Frauen.

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