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CO2-Emissionen steigen weltweit wieder an

Industrie stößt 37 Milliarden Tonnen aus / Forscher fordern Maßnahmen gegen den Klimawande­l

- Von Benjamin von Brackel, Bonn

Rückschlag im Kampf gegen den Klimawande­l: Die weltweiten CO2-Emissionen werden 2017 wieder ansteigen. Doch es gibt auch positive Entwicklun­gen. Der Höhepunkt bei den globalen Treibhausg­asemission­en schien eigentlich schon erreicht zu sein. Drei Jahre in Folge stiegen die CO2-Emissionen trotz anhaltende­n Wirtschaft­swachstums nicht weiter an. Doch nun vermeldet das Forscher-Netzwerk »Global Carbon Project« auf der UN-Klimakonfe­renz in Bonn für 2017 einen Zuwachs um etwa zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Industrie und Kraftwerke weltweit werden 37 Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. Hinzu kommen Emissionen aus Landnutzun­gsänderung­en, etwa durch Waldrodung (41 Milliarden Tonnen CO2).

Bestätigt sich die Prognose, wird die Menschheit so viel Koh- lendioxid ausstoßen wie nie zuvor. »Das ist sehr enttäusche­nd«, sagte Corinne le Quéré, Direktorin des Tyndall Zentrums für Klimawande­lforschung an der Universitä­t East Anglia und Mitautorin des Berichts. »Die Zeit läuft uns davon in unserer Fähigkeit, die Erderwärmu­ng auf unter zwei Grad zu halten, geschweige denn auf 1,5 Grad.«

Hauptgrund für den Rückschlag ist das Wiedererst­arken der chinesisch­en Wirtschaft. Die Volksrepub­lik ist als größter CO2Emitten­t für 28 Prozent des weltweiten Ausstoßes verantwort­lich. Weil die Wasserkraf­twerke des Landes infolge geringer Niederschl­äge zugleich weniger Energie lieferten, legte der Kohleverbr­auch in China um drei Prozent zu. Und das ließ die Emissionen des Landes nach zwei Jahren Stagnation um 3,5 Prozent steigen.

Aber auch der Westen ist nicht auf dem richtigen Pfad. Zwar gingen die Emissionen in den USA und Europa zurück – aber nur leicht. »Dies reicht nicht aus, um den Anstieg in den Entwicklun­gsländern auszugleic­hen«, sagt Glenn Peters, Direktor des Klimaforsc­hungszentr­ums CICERO in Oslo.

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n: In 22 Ländern gingen in den vergangene­n zehn Jahren die Emissionen trotz wachsender Wirtschaft zurück. Positiv vermerken die 76 Forscher von 57 Institutio­nen aus 15 Ländern in ihrem Bericht auch die Entwicklun­g in Indien: Beim viertgrößt­en CO2Emitten­ten stieg der Ausstoß in diesem Jahr um zwei Prozent – in der vergangene­n Dekade waren es noch sechs Prozent pro Jahr.

Blickt man über 2017 hinaus, ist ebenfalls ein erfreulich­er Trend zu erkennen: Wie die Klimaanaly­tiker vom Carbon Action Tracker mitteilten, steuere die Welt bis Ende des Jahrhunder­ts mit den derzeitige­n politische­n Maßnahmen aller Länder auf eine Erderwärmu­ng von 3,4 Grad zu. Das sind 0,2 Grad weniger, als bisher vorausgesa­gt. Dafür ist abermals vor allem China verantwort­lich, das seine Wachstumsr­aten beim CO2Ausstoß spürbar gesenkt hat.

Vom Zwei-Grad-Ziel der UNO ist man aber weit entfernt. Daher mahnten internatio­nale Forscher in einem Appell zum Auftakt der zweiten Verhandlun­gswoche in Bonn Maßnahmen gegen den Klimawande­l an. Die Erde nähere sich Kipp-Punkten, bei deren Überschrei­ten abrupte, potenziell unumkehrba­re Veränderun­gen in Ökosysteme­n wie der Arktis oder dem Amazonas-Gebiet drohten.

Hauptgrund für den Rückschlag ist das Wiedererst­arken der chinesisch­en Wirtschaft.

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