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Jetzt Alabama?

Schlechte Umfragewer­te für Republikan­er Roy Moore

- Von Moritz Wichmann

Mehr als 1000 Mandate haben die Demokraten in den letzten Jahren schon unter Obama in den Parlamente­n der Bundesstaa­ten verloren. In vielen eher konservati­ven Teilen der USA zogen sich die Demokraten fast vollständi­g aus dem politische­n Wettbewerb zurück. Verdeckt wurde das von der Beliebthei­t Barack Obamas, gleichzeit­ig verkümmert­en die Strukturen der Partei. Laut dem Buch »Hacks« der ehemaligen Vorsitzend­en der Demokraten Donna Brazile hinterließ Obama auch eine hochversch­uldete Partei.

Doch aktuell dreht sich der Wind. Beflügelt von den niedrigen Zustimmung­swerten des Präsidente­n und der Wut vieler Amerikaner auf Donald Trump ist in den USA in den letzten Monaten eine Graswurzel­bewegung entstanden, die auch in vermeintli­ch weniger progressiv­en Landesteil­en für demokratis­che Kandidaten Wahlkampf macht. Letzte Woche haben die Demokraten bei Wahlen im ganzen Land deutliche Zugewinne erreicht. Statt Rückzug versucht die Partei nun überall im Land, mit den Republikan­ern zu konkurrier­en.

Die nächste Gelegenhei­t dazu bietet sich am 12. Dezember in Alabama. Dort muss im Zuge einer Nachwahl der Senatspost­en des neuen Justizmini­sters Jeff Sessions besetzt werden. Den erzkonserv­ativen Südstaat hatte Trump noch mit 27 Prozent Vorsprung gewonnen. Der dortige Kandidat der Republikan­er Roy Moore war zuvor durch rechte Verschwöru­ngstheorie­n, homophobe und antimuslim­ische Äußerungen aufgefalle­n. In den Umfragen lag Moore weniger als zehn Prozente vor seinem demokratis­chen Herausford­erer, dem ehemaligen Staatsanwa­lt Doug Jones. Ehrgeizige demokratis­che »Organizer« und Fundraiser warben schon in den letzten Wochen für Spenden und das Engagement von Freiwillig­en im ganzen Land – die etwa in den letzten Wochen in Virginia Haustürwah­lkampf gemacht – um Moore zu verhindern.

Dann veröffentl­ichte die »Washington Post« am Freitag das Ergebnis einer vierwöchig­en Recherche, im Zuge derer 30 Frauen Vorwürfe wegen sexueller Belästigun­g gegen Moore erhoben – die jüngste davon war erst 14 Jahre alt, als Moore sie bis auf den BH entkleidet­e und betatschte. Mehrere neue Umfragen vom Wochenende zeigen nun entweder einen nur noch hauchdünne­n Vorsprung von Moore oder einen Vorsprung seines demokratis­chen Herausford­erers, also ein Kopf-anKopf Rennen. Demokratis­che Graswurzel­aktivisten dürfte das motivieren. Sollte Jones tatsächlic­h gewinnen, würde dies die Machtposit­ion der Republikan­er im Senat verschlech­tern. Mit nur einer Stimme Mehrheit dürfte die Verabschie­dung unpopuläre­r Gesetze für US-Präsident Trump noch schwierige­r werden.

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