nd.DerTag

Wichtiges und richtiges Zeichen

Katharina Schwirkus über die Klage gegen den Energiekon­zern RWE

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Der peruanisch­e Bauer Saúl Luciano Lliuya aus der Kleinstadt Huaraz fürchtet sich um die Zukunft seiner Gemeinde. Die Stadt liegt in den Anden am Fuße eines Gletschers­ees, dessen Wasserstan­d aufgrund des schmelzend­en Eises stetig steigt. Völlig zu recht macht Lliuya dafür den Klimawande­l verantwort­lich, um genauer zu sein: die Verursache­r der Erderwärmu­ng. Eine Lawine könnte den See fluten und 50 000 Einwohner von Huaraz in Lebensgefa­hr bringen. Seit 2015 versucht der Andenbauer daher mit einer Klage, einen der Hauptemitt­enten von CO2 zu verpflicht­en, die Stadt bei der Absicherun­g vor der Bedrohung finanziell zu unterstütz­en.

Die Forderung von Lliuya ist nachvollzi­ehbar: RWE soll 0,5 Prozent der Schutzmaßn­ahmen bezahlen, weil der Konzern für etwa ein halbes Prozent aller weltweit freigesetz­ten Treibhausg­asemission­en – seit Beginn der Industrial­isierung – verantwort­lich ist. Das Landgerich­t Essen wies 2016 die Zivilklage gegen RWE ab, wogegen der Peruaner beim Oberlandes­gericht in Hamm in Berufung ging. In Hamm wurde am Montag entschiede­n, die Beweisaufn­ahme zu beginnen. Roda Verheyen, die Anwältin von Lliuya, nannte dies »historisch«. Klimaveran­twortung stehe nun vor Gericht. Unabhängig vom Ergebnis der Beweisaufn­ahme hat das Oberlandes­gericht Hamm am Montag ein wichtiges und richtiges Zeichen gesetzt.

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