nd.DerTag

Presse, Zensur und Verknappun­g

Tobias Riegel über Schikane gegen RT in den USA

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Propaganda machen nur die anderen! Wer die medialen Mittel hat, diesen Satz oft und laut genug herauszubr­üllen, der verschafft sich und seiner eigenen Propaganda ein bisschen Luft zum Atmen, einen kleinen Vorsprung im Infokrieg. In den USA ist es gelungen, die Stimmung gegen den russischen Auslandsse­nder RT so weit hochzukoch­en, dass die dort arbeitende­n Journalist­en (keineswegs ausschließ­lich Russen) nun gezwungen werden können, sich als »Agenten« zu deklariere­n, ohne dass es einen nennenswer­ten Aufschrei von Kollegen oder der Gesellscha­ft gäbe. Keine Solidaritä­t, keine Appelle für die »Freiheit des Wortes« – nichts. Das ist bedenklich.

Die Heuchelei, die ein Großteil der großen US-Medien praktizier­en, wenn sie RT Propaganda vorwerfen, muss hier nicht weiter thematisie­rt werden, sie ist überdeutli­ch. Nicht ganz so deutlich sind aber die langfristi­g möglichen Folgen des Drucks auf ein unliebsame­s Medium, das hier keineswegs von Propaganda freigespro­chen werden soll. Denn die russischen Gegenmaßna­hmen sind unausweich­lich, das Ergebnis wird also ein verknappte­s Medien-Angebot sowohl in den USA als auch in Russland sein. Die Anti-RT-Schikane ist zudem ein Zeichen von Panik unter den US-Meinungsfü­hrern. Und ein Akt versuchter Zensur, der nicht mit Verweisen auf russische Schikane relativier­t wird: Schließlic­h sind WIR doch die Guten!

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