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In ihrem Bunde der Dritte

Forsa-Umfrage legt die Vermutung nahe, künftig werde eine Dreierkoal­ition gebraucht

- Von Andreas Fritsche

Weder Rot-Rot noch Rot-Schwarz kommen im Moment auf eine Mehrheit. Das ergab die jüngste ForsaUmfra­ge. Nach der Landtagswa­hl 2019 können die Grünen das Zünglein an der Waage sein. Dass die rot-rote Koalition bei den Wählern im Moment keine Mehrheit mehr hat, ist keine Überraschu­ng. Das ist schon länger so. Das bestätigt sich nun nur einmal mehr durch die neueste Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Forsa. Sie wurde erstellt im Auftrag der »Märkischen Allgemeine­n Zeitung«.

Zwar legte die LINKE im Vergleich zu einer Umfrage im Januar drei Prozentpun­kte zu. Sie liegt nun mit 18 Prozent wenigstens wieder im Bereich ihres Ergebnisse­s bei der Landtagswa­hl 2014. Damals hatte die LINKE enttäusche­nde 18,6 Prozent erhalten. »Die LINKE freut sich über das stabile Umfrageerg­ebnis und den Zu- wachs«, kommentier­t Landesgesc­häftsführe­rin Anja Mayer. »Auch der Befund der Meinungsfo­rscher, dass die LINKE besonders bei jungen Menschen Anklang findet, ermutigt uns.« Die rot-rote Koalition werde weiterhin ihre Hausaufgab­en machen, versichert Mayer. Einiges sei schon aufs Gleis gesetzt. Man bleibe weiter dran am Ausbau des öffentlich­en Personenna­hverkehrs, an guter Bildung und an der Digitalisi­erung. »Das sind für uns Zukunftsth­emen, die alle angehen, von Jugendlich­en bis zu älteren Menschen. Dafür streiten und stehen wir weiterhin.«

Doch rutschte die SPD seit Januar von 30 auf 25 Prozent ab, so dass eine Fortsetzun­g der rot-roten Koalition über das Jahr 2019 hinaus immer unwahrsche­inlicher wird. Außerdem hat Forsa die CDU bei 22 Prozent gemessen, die AfD bei 18 Prozent, die Grünen bei sechs Prozent und und die FDP bei fünf Prozent.

»Auch, wenn wir nach wie vor stärkste Kraft im Land sind, gibt es keinen Grund zur Zufriedenh­eit«, meint SPD-Vizelandes­chefin Katrin Lange. »Umfragen sind und bleiben Momentaufn­ahmen«, tröstet sie sich.

Genau diesen Satz verwendet auch CDU-Generalsek­retär Steeven Bretz. Er fügt hinzu: »Was zählt ist der Wahltag und an dem wollen wir stärkste Kraft in Brandenbur­g sein.« Die aktuelle Umfrage bestätige den Abwärtstre­nd der Landesregi­erung. »Rot-Rot hat zum wiederholt­en Male keine eigene Mehrheit bei den Brandenbur­gern und bekommt damit die Quittung für ihr anhaltend desaströse­s Erscheinun­gsbild«, findet Bretz.

Das Umfrageerg­ebnis sagt aber noch etwas anderes. Denn würde das Kräfteverh­ältnis bis zur nächsten Landtagswa­hl im Jahr 2019 in etwa so bleiben wie jetzt, so wäre überhaupt keine Zweierkons­tellation mehr möglich. Auch eine rot-schwarze Mehrheit könnte verfehlt werden. Es müssten stattdesse­n drei Parteien zu einer Regierungs­konstellat­ion zusammenfi­nden. Das verändert die Möglichkei­ten der SPD, die sich seit 1999 immer zwischen Christdemo­kraten und Sozialiste­n entscheide­n konnte.

Die neue Situation macht eventuell die Grünen zum Zünglein an der Waage. Früher haben die Grünen davon geträumt, sie würden einmal so stark werden, dass es für eine rot-grüne Koalition reicht. Angesichts der aktuellen Schwäche der SPD und der eigenen begrenzten Möglichkei­ten der Grünen fällt diese Option aber auf absehbare Zeit aus. Stattdesse­n stehen nun Rot-Rot-Grün oder RotSchwarz-Grün zur Debatte.

Grünen-Landeschef Clemens Rostock will da aber nicht voreilig urteilen. Für ihn steht noch lange nicht fest, ob es 2019 nicht vielleicht doch für Rot-Rot oder Rot-Schwarz reicht. Denn bis dahin geht noch Zeit ins Land. Zu einer Dreierkoal­ition sagt Rostock am Montag für die Grünen: »Im Grundsatz sind wir vorbereite­t. Aber es müsste sich einiges bewegen, damit wir mitmachen.«

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