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Den Grünen sitzt die Tierschutz­partei im Nacken

Bei Parteivera­nstaltunge­n soll künftig ausschließ­lich vegetarisc­hes Essen angeboten werden, fordert die Jugend

- Von Andreas Fritsche

Bei einem Landespart­eitag in Falkensee wollen die Grünen ihren Landesvors­tand küren und die Wahl 2019 in den Blick nehmen. Die Tierschutz­partei erhielt bei der Bundestags­wahl im September in Brandenbur­g 1,8 Prozent. Die Grünen sind deswegen nun hellwach. Sie sehen das Abschneide­n der konkurrier­enden Kleinstpar­tei als »Alarmsigna­l«, dass sie ihr eigentlich starkes Profil in diesem Bereich und in diesem Milieu stärker zur Geltung bringen müssen. So heißt es im Leitantrag für den Landespart­eitag am kommenden Sonnabend in der Stadthalle Falkensee. Dort soll der nächste Landesvors­tand gewählt werden. Die Landeschef­s Petra Budke und Clemens Rostock bewerben sich erneut um die Doppelspit­ze. Andere Interessen­ten dafür haben sich noch nicht gemeldet.

Zwar konnten sich die brandenbur­gischen Grünen bei der Bundestags­wahl gegen den ostdeutsch­en Trend leicht von 4,7 auf 5,0 Prozent verbessern. Doch sie verfehlten ihr Wahlziel sechs Prozent plus X und konnten wieder nicht das ersehnte zweite Bundestags­mandat erkämpfen. Annalena Baerbock bleibt die einzige Brandenbur­gerin in der Bundestags­fraktion der Grünen.

Deswegen schielen die Grünen zur Tierschutz­partei. Bemerkensw­ert ist in diesem Zusammenha­ng ein Antrag der Grünen Jugend, wonach auf allen Parteivera­nstaltunge­n künftig ausschließ­lich vegetarisc­hes Essen angeboten werden sollte – weil in Deutschlan­d der Fleischkon­sum mit 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr zu hoch sei und überall im Land riesige industriel­le Tierhaltun­gsbetriebe mit schlichtwe­g katastroph­alen Lebensbedi­ngungen für das Vieh stehen, wie es zur Begründung des Antrags heißt. »Lasst uns ab sofort auf Parteivera­nstaltunge­n vegetarisc­h essen, zum einen als Vorbild, doch noch viel mehr aus eigener Überzeugun­g«, fordert die Grüne Jugend. In der Vergangenh­eit sei bei Parteivera­nstaltunge­n in nicht unerheblic­hen Mengen Fleisch und dies teilweise noch aus konvention­eller Haltung angeboten worden.

Wenn der Antrag eine Mehrheit finden sollte, so würde dies die Auswahl an Veranstalt­ungsorten einschränk­en. Denn oft sei die Saalmiete an die Pausenvers­orgung gekoppelt, bestätigte­n die Grünen-Landeschef­s Petra Budke und Clemens Rostock. Es gebe einen Änderungsa­n- trag, der teils über den Wunsch der Jugendorga­nisation hinausgehe, teils aber auch als Kompromiss zu werten ist. So soll es eine Auswahl zwischen einem Essen mit Biofleisch und einem veganen Essen geben. Vegan bedeutet im Gegensatz zu vegetarisc­h, dass nicht nur auf Fleisch, sondern darüber hinaus auch auf Eier und Milchprodu­kte verzichtet wird. Am Sonnabend soll in der Stadthalle Falkensee tatsächlic­h bereits ein veganes Mittagsmah­l angeboten werden.

Nach der Wahl ist auch bei den Grünen vor der Wahl. Sie nehmen jetzt die Landtagswa­hl 2019 in den Blick und wollen darüber abstimmen, ob sie eine Liste mit 20 Namen im Herbst 2018 aufstellen oder erst im Frühjahr 2019. Einstweile­n verraten die Grünen, dass es nach ihrem Willen weiterhin Stasi-Überprüfun­gen geben sollte.

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